They Made Me a Ghost!

(aus “Strange Tales” Nr. 16, im März 1953 von Atlas Comics veröffentlicht)

Der Mörder Blackie erwartet seine Hinrichtung in der Todeszelle. Die Lust auf Rache an dem Richter, der ihn verurteilte, lässt Blackie einen Pakt mit dem Teufel eingehen. Wird er von den Toten auferstehen, um als Geist Vergeltung zu üben?

Jaja, im Horrorcomic heißt es nicht „Was würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?“, sondern „Wen würden Sie umbringen, wenn Sie aus dem Knast kommen?“.

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Und wieder braucht Autor Stan Lee hier nur fünf Seiten, um einem ausgelutschten Thema nette Variationen abzugewinnen. Der irre Mithäftling, der schwarze Magie beherrscht. Der Satan, der den Wunsch gewährt, obwohl ihm Blackies Seele längst gehört. Der Schwebe-Rausch nach der Hinrichtung („Besser als am Leben zu sein“). Das Wegdriften ins endlos schwarze Weltall. Die Hölle kann auch ganz unerwartet aussehen.

Erinnert mich an eine Kurzgeschichte von Ray Bradbury, in der Soldaten auf einem Planet des ewigen Regens verrrückt werden. Oder an eine Science-Fiction-Story von EC, in der ein Raumfahrer angesichts der Leere und Weite des Universums seinen Verstand verliert. Also ICH möchte nicht ins Weltall.

Artwork von Mike Sekowsky, jedenfalls die Pencils. Sekowsky ist ein Zeichner, der wahrscheinlich nie selber getuscht hat. Wir finden ihn bei Ace, bei Atlas, bei Standard mit diversen Inkern zur Seite.
Wir präsentieren Sekowsky noch in weiteren Geschichten, zum Beispiel: „The Resurrected Head“, „Dinner for One“ oder „The Pit of Horror“.

Wir präsentieren diesen Post aus gegebenem, traurigem Anlass :

Nachruf Stan Lee (1922–2018)

Er war das Gesicht der Comics. Seine Cameo-Filmauftritte waren besser als die von Hitchcock. Er war der beinahe Hundertjährige, der nun aus dem Panel stieg und verschwand.
Nach einer bescheidenen Jugend in Manhattan und der Bronx spült es Stanley Lieber mit 17 Jahren in die Redaktion der Timely Comics, wo der Mann seiner Kusine Jean der Chef war. Lee beginnt als Assistent und verteilt Lunchpakete an die Belegschaft, radiert Vorzeichnungsreste aus Comicseiten, füllt Tintenfässer auf und korrigiert das Lettering.
Mit 19 beweist er sich als Autor und liefert erste Comicskripte ab: Er erfindet den „Destroyer“, „Jack Frost“ und Captain Americas Wurf mit dem Schild.

StanLeeAls die Redakteure Joe Simon und Jack Kirby den Verlag wechseln, macht Herausgeber Goodman den tüchtigen jungen Mann kurzerhand zum Chefredakteur. Lee ist kreativ und produktiv und führt den nun Atlas Comics genannten Verlag mit Dutzenden von Titeln zur frühen Blüte in den 1950er-Jahren.
1957 allerdings kommt es zum Verlags-GAU, der „Atlas-Implosion“: Der Vertrieb bricht weg und von 75 Serien überleben ganze 16. Lee hat die Schnauze voll von den bunten Heftchen ohne Renommee und versucht sich an Zeitungsstrips.
Als er damit scheitert, widmet er sich erneut den vor sich hin dümpelnden Comics – und begreift die Schrumpfung als Chance: Lee schart Jack Kirby, Steve Ditko und Don Heck um sich und erfindet den Verlag neu als Marvel Comics.
Die 1960er-Jahre geraten zum Rausch, die neuen Superhelden (SPIDER-MAN, IRON MAN, AVENGERS, FANTASTIC FOUR, HULK, X-MEN) begeistern ihr Publikum und Comics gelten als cool. Lee kommuniziert launig mit der Leserschaft, ein Comic-Fandom bildet sich heraus.
Mit 50 Jahren gibt er das Schreiben auf und verlegt sich ganz auf die Herausgeberschaft. Mit 60 sitzt er in Hollywood und versucht, Marvelfiguren in Film- und Fernsehstoffe zu verwandeln (was erst im 21. Jahrhundert befriedigend gelingen wird).
Um das Jahr 2000 herum entwickelt Lee Geschäftsmodelle wie Stan Lee Media, Sunday Comics und POW! Entertainment, die ihm zum Teil um die Ohren fliegen.

Doch Stan the Man macht immer weiter, ob mit seinem seit 2012 aktiven YouTube-Kanal „Stan Lee’s World of Heroes“ (heute „Marvelous TV“), seinen „Comic Book Greats“-Interviewclips, seinen Podiumsgesprächen auf zahllosen Comic Conventions oder seinen stets unterhaltsamen Fernsehauftritten.
Mag Stan Lee auch ein Selbstdarsteller und Lautsprecher gewesen sein, der sich nicht zu schade für Albernheiten und groben Unfug war („Fin Fang Foom“?), er hat Comics propagiert wie kein anderer – und zwar mit Charme und Lässigkeit.
In Fragebögen hieß es früher: „Mit wem möchten Sie gerne mal tauschen?“ – ich denke, Comicfreunde hatten immer einen Namen auf den Lippen: Stan Lee.

 


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