Sink-Hole

(aus “Vault Of Horror” Nr. 18, im April 1951 von EC Comics veröffentlicht)

John Benson bezeichnet diese Landtristesse als „one of Johnny Craig’s finest stories“. Wir stimmen zu. Die Titelgeschichte aus VOH Nr. 18 entspinnt sich wie folgt:

Eine hübsche junge Frau möchte heiraten und folgt dem Angebot eines knackigen Landbesitzers. Das Arrangement wird schriftlich eingefädelt, und als Shirley ihren Gatten kennenlernt, ist das Entsetzen groß: Aldous ist 15 Jahre älter als gedacht, die Ländereien entpuppen sich als schäbige Farm, und diese liegt so ziemlich im Nirgendwo. Notgedrungen fügt sich die einsame Frau in ihr Schicksal und dient dem mürrischen Manne als Arbeitskraft. „Bauer sucht Frau“, die unromantische Variante.

Shirleys Herz hüpft, als eines Tages ein neuer Kontrolleur vom Gesundheitsamt auftaucht. Rick ist nett, höflich und vor allem athletisch gebaut. Seine Routinebesuche werden zum Höhepunkt ihres Daseins, doch hält er Distanz zu der verheirateten Frau. Deshalb kommt Shirley mit sich überein, dass Aldous im Wege steht – und gehen muss. Als dieser eines Tages heimkommt und erzählt, er sei beinahe in ein „sink-hole“ gefallen (eine „Fluss-Schwinde“, geologischer Fachbegriff für einen Erdkrater mit unterirdischer Strömung), fackelt die Hausfrau nicht lange.

Mit der Pfanne kriegt Männe eins übergebraten und wird anschließend in ebenjenem Erdloch entsorgt. Die Leiche wird nie gefunden, da fortgespült, und die Polizei erkennt auf Unfalltod. Shirley ist frei, und als Rick auftaucht, gesteht sie ihm ihre Liebe. Der aber hat gar kein Interesse, denn er ist bereits verheiratet!

Also bleibt die Frau allein auf der Farm zurück, bis sie das rächende Schicksal ereilt. Beim Wasserholen am Brunnen begegnet ihr der verflossene Gatte – als Zombie. Die unterirdische Strömung hatte ihn zum Brunnen getrieben, und hinab ins nasse Erdreich reißt er sein mörderisches Weib.

Großartiges Porträt einer verzweifelten Frau, die den Leser mit in ihre Vorstellungswelt zieht. Wir haben sogar vollstes Verständnis für ihre kaltblütige Beseitigung des verhassten Ehemannes.

Johnny Craig textet und gestaltet „Sink-Hole“ mit dem Look und Feeling eines „film noir“-Dramas. Ein vermeintlich klassisches Dreieck, eine Frau zwischen zwei Männern, ein Verbrechen, das letztlich bestraft wird.

TitelVH17kleinerInteressant an „Sink-Hole“ ist, dass der Horror-Twist am Ende verblasst gegenüber dem Schock auf der vorletzten Seite: Der Geliebte wird niemals der Geliebte sein und fährt mir nichts dir nichts einfach so davon.

Mit VAULT OF HORROR Nr. 18 beginnt das zweite Jahr dieser Serie und ein fantastischer Lauf, der weitere, imposante Werke von Craig präsentiert, die ich für die besten des Genres überhaupt halte.
Das Cover nimmt zwar Bezug auf „Sink-Hole“, hat aber mit der Geschichte nur bedingt zu tun. Hineingeschmuggelt wird auf diesem Wege eine sexuelle Komponente (es kommt ja nie zu einem Kuss!), die noch nie dem Verkauf eines Heftes entgegengestanden hat.

 


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