Death’s Beggar

(aus “Strange Stories From Another World” Nr. 2, im August 1952 von Fawcett Publications veröffentlicht)

Eine Tauchfahrt in die hässlichen Untiefen des Horrorcomics.

Erst erleben wir die Entführung einer schönen Maid durch eine klassische Bilderbuchhexe, dann entpuppt sich der strahlende Ritter auf Rettungsmission als kaltherziger Narziss, der einen Teufelspakt für seine Eitelkeit eingeht. Das ist schon verstörend genug, wird aber noch salopp getoppt durch ein grausiges Finale: Auf vollen drei Seiten kriecht und wankt ebenjener eitle Fatzke als (wüst verstümmelter und versehrter!) lebender Leichnam auf der Suche nach Erlösung durch Tod.

Weitere Diskussion nach unserer Vollscan-Premiere auf FIFTIES HORROR.

Der Fawcett-Verlag verblüfft mal wieder mit herber Horrorware. Ich werde mir diesen interessanten Kleinverlag mal näher zur Brust nehmen. Deren Artwork ist sehr eigen. Was man bisher wusste, war, dass George Evans hier (vor seinem Wechsel zu EC) tätig war. In einem Treffen mit Jim Vadeboncoeur, Jr. haben wir weitere Künstler identifizieren können: „Death’s Beggar“ zum Beispiel stammt von Sheldon Moldoff. Der ist zwar kein Meister der Grafik, überrascht aber mit teilweise brillanten Kompositionen (der „splash“, die Seite 1, und auch Seite 8), gewagten Nahaufnahmen (die Hexe auf Seite 4) und meist interessanter „Kameraführung“ (z.B. Seite 6).

(Besondere Fußnote: Moldoff wurde pikanterweise um 1950 herum bei EC gefeuert und scheint mit der hässlichen Hexe auf Seite 4 unten die „Old Witch“ aus ECs HAUNT OF FEAR parodieren zu wollen) – Nachtrag: Alles über Sheldon Moldoff und FAWCETT HORROR auf unserer gleichnamigen Spezial-Webseite!

Der Titel „Death’s Beggar“ klingt erstmal nach hohler Phrase, erweist sich jedoch als bierernste Inhaltsbeschreibung. Jemand fleht um seinen Tod, und dies überaus eindrücklich auf wie schon erwähnt vollen drei Seiten – ein Maß an Grausamkeit, dass selbst übel beleumundete Verleger wie Gilmor, Key und Ajax-Farrell nicht überboten haben.

Diese Geschichte ist ein Paradebeispiel für die morbide Faszination dieser Horrorcomics. Irgendwie isses fies, aber auf eine distanzierte Art. Man weiß zu jedem Zeitpunkt, dass es sich um pure Phantastik handelt (Hexen, magischer Pakt, lebende Tote). Es ist ja alles nicht ernst gemeint!

Genau das ist die Grenzlinie zur Gewaltdarstellung im „crime comic“. Wenn hier Menschen angezündet werden, ist das Unbehagen nicht abzuschütteln durch einen Verweis auf phantastische Aspekte. Hier gilt „homo homini lupus“, wird der Mensch zum Unhold – und das alles vorgeblich auch noch nach realen Tatsachen („True cases from the files of the FBI!“) – siehe das folgende Titelbild aus dem Jahre 1942 (!) von Charles Biro, einem Trendsetter der Gewalt im Comic.


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