Evil Intruder

(aus “ Journey Into Fear” Nr. 12, im März 1953 von Superior Comics veröffentlicht)

Eine Bestie aus der Unterwelt träumt von Liebe und bricht zu diesem Zwecke in die Menschenwelt ein. Es beobachtet ein Paar, bringt den Mann um (als der zur Arbeit geht), schleicht ins Haus zurück und ist dank eines „magischen Zaubers“ nicht als Monster erkennbar, sondern erscheint der Frau als ihr Mann (der seltsamerweise direkt wieder heimkehrt).
Das Monster wird zwei Seiten lang zudringlich, stellt sich dabei sehr ungeschickt an („Küss mich, verdammich!“) und wird letztlich enttarnt. Der Bann bricht, die Frau ist schockiert („Du alptraumhafte Ausgeburt“), das Monster beleidigt („Du hast meine Gefühle beleidigt… deswegen musst du nun sterben“).

Ich rubriziere „Evil Intruder“ unter „Ugly“, obwohl die Grausamkeiten nicht grafisch expliziter Natur sind. Grausam ist die hier waltende Seelenkälte und auch der kanadische Druck. Das ist kein schlechter Scan, das ist das normale Druckbild bei Superior-Heften.
Mich wundert, dass diese schräge Geschichte (eine der wunderlichsten von den Zeichnern des Iger Studios und wahrscheinlich getextet von deren Redakteurin Ruth Roche) bislang noch nicht komplett im Netz zu sehen ist. Deshalb holen wir das nun mit einem FIFTIES-HORROR-Reupload endlich nach.

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Tschä, das war’s. Kuriose und leicht ekelhafte Geschichte, denn die Avancen des Monsters sind klare sexuelle Nötigung der Frau (dabei verrutscht ihr Morgenmantel mehrmals in enthüllender Weise), noch dazu verstört die Willkürlichkeit der Gewalt (sie trifft Unschuldige). Unklar bleibt zum Beispiel, ob die Frau tot ist, als die  Monsterfreunde des Eindringlings erscheinen und ihn zurück in die Unterwelt zerren.

Memorabel ist „Evil Intruder“ (Zeichner unbekannt) durch die vielen grotesken Bilder, mit denen uns die Geschichte bombardiert: Die Physiognomie des namenlosen Monstrums ist schrecklich und lächerlich zugleich. Die Schilderung der dunklen Riten auf Seite 2 eruptiert mit einem davonstürzenden Unhold, der den Schrei „Liebe!“ auf den Lippen trägt.

EvilIntruderDetailDas affenartige Klettern und Rennen der Kreatur auf Seite 3 wirkt parodistisch, ebenso sein schmalziges Mond-Anheulen auf Seite 4 („Ach, kennte ich doch nur die Liebe!“).
Seite 5 beschert uns den Mord und das plumpe Eindringen, gefolgt vom vielleicht irrsten Bild auf Seite 6:
Das Monster will geküsst werden und spitzt dazu widernatürlich dicke Lippen. Diese Bestie scheint teuflisch gut küssen zu können – und wer weiß was sonst noch…

Der Textkasten unten links verdient Beachtung: „Zärtlich küsst Lucy den Mörder ihres Mannes. Liebkosend berührt sie sein fauliges Antlitz, aus dem wilde Begierde leuchtet.“ Das klingt stark nach „hard-boiled detective novel“ und nicht nach Gruselcomic.

Auf Seite 7 bekommt das Monster seine langersehnten Liebesschwüre, auf Seite 8 folgt die Umkehrung durch Zurückweisung auf dem Fuße. Die letzte Seite schließt den Kreis zum Anfang, die Truggs tanzen um ihr Höllenfeuer – und der liebestolle Unhold (der an den Ohren aus dem Haus gezerrt wird!) scheint über der Erfahrung menschlicher Liebe wahnsinnig geworden zu sein.

Ich erbitte mir psychologische Analysen dieser Geschichte. Ich find sie hässlich, nicht nur vom Look her. Aber warum genau? Weil Liebe gleichgesetzt wird mit aggressiver Zudringlichkeit? Weil das Monster so nackt und haarig ist? Weil die Frau nur als Opfer dargestellt wird? Was meinen SIE?

 


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