Chef’s Delight

(aus “Mysterious Adventures” Nr. 20, im Juni 1954 von Story Comics veröffentlicht)

Ein Pariser Starkoch führt nicht nur in seinem Restaurant, sondern auch daheim ein strenges Regime: Seine Beiköche müssen schuften wie die Sklaven, Frau und Kind werden geschlagen und müssen in Armut vegetieren. Chef Francois hingegen gönnt sich ein süßes Doppelleben in Bars und Clubs.
Das Drama nimmt seinen Lauf, als der Sohn an einem Blinddarmdruchbruch stirbt. Die Mutter hatte dem hartherzigen Vater kein Geld für eine Operation entlocken können. Daraufhin nimmt sie blutige Rache: Der Koch wird mit einem Küchenbeil zerlegt und seine Innereien zu kreativen Köstlichkeiten verarbeitet.

Natürlich Top 20 der grafischen Grausamkeiten. Achten Sie auf die letzte Seite in unserem Vollscan-Reupload dieses grausamen Klassikers.

„Chef’s Delight“ (wahrscheinlich von Dick Beck gezeichnet) darf als exemplarischer Exzess für die Spätphase des Pre-Code-Horror gelten. Schlimmer wurde es eigentlich nicht mehr. Muss auch nicht.

John Benson weist in „Four Color Fear“ (in dem diese Geschichte nachgedruckt ist) darauf hin, dass es sich um eine Adaption des EC-Klassikers „T‘aint the meat, it’s the humanity“ (aus TALES FROM THE CRYPT Nr. 32, Oktober 1952) handelt.
Und tatsächlich: Der böse Metzger wird zum bösen Chefkoch – und am Ende landen beide als Frikassee in der Auslage.
Benson macht ebenfalls deutlich, dass die Gewalt in der Fassung aus dem Story-Verlag unappetitlich eskaliert. Zudem (darf ich ergänzen) ist sie arg unglaubwürdig, denn der eitle Chefkoch ist dermaßen eindimensional böse (tut alles für die Geliebte und nichts für die Familie), dass es schon fast albern wirkt. Aber natürlich muss er eine Bestie sein, damit wir ihn im letzten Bild bestialisch schlachten können.

Bei EC wirkt diese Geschichte nicht nur ironischer (durch grafische Zurückhaltung und einen körperlich präsenten Host, den Crypt Keeper), sondern hat auch eine berührend tragische Komponente.
Der Metzger nämlich ist keine Bestie, sondern ein Mann, der Chancen ergreift und dabei am Ende zu weit geht. Sein Verbrechen diente nicht dem puren Eigennutz, sondern sollte der ganzen Familie zu gute kommen.

Zum Vergleich hier angehängt die Schlussszene (mehr darf ich aus rechtlichen Gründen nicht zeigen) aus dem EC-Original von Jack Davis:

Nachtrag Dezember 2013:
Die Katze lässt das Mausen nicht, der Story-Verlag lässt das Schlachten nicht. In einem online nicht verfügbaren Heft, das ich jedoch fotografieren durfte, entdecke ich wahrhaft Furchtbares. Schon in der nächsten Ausgabe, den MYSTERIOUS ADVENTURES Nr. 21, präsentiert man uns eine weitere Schlachtplatte. In der Geschichte „The Coward“ wagt es ein Sohn nach 25 Jahren der Demütigung gegen den tyrannischen Vater (einen Metzger!) aufzubegehren. Muss er ihn deswegen gleich zerhacken?!
Jedenfalls gibt das den Autoren die Gelegenheit, nochmal in dieselbe Kerbe zu schlagen… ahem. Und diesmal hängen sie’s an Wortwitzen um den Begriff „guts“ auf (im Englischen ein Synonym für „Gedärme“, aber auch „Mumm“).

CowardSample