(beide aus “Baffling Mysteries” Nr. 13, im Januar 1953 von Ace Magazines veröffentlicht)
Diese beiden Geschichten folgen derselben Formel: Junger Abenteurer lässt sich leichtsinnig mit dämonischen Kräften ein. In beiden Varianten erweist sich das Böse als unschlagbar, und beide Geschichten graben (bei aller Oberflächlichkeit, die ein 7-Seiten-Action-Comic erfordert) erstaunlich tief in menschlichen Mythen. Beide sind mit vielfältigen Schrecken aufgeladen, und beide hätte ich als Kind nicht lesen mögen. „Grisly Treasure“ wartet sogar mit einem derben Schockbild auf.
Aber fassen wir mal zusammen: In „Greed’s Grisly Treasure“ beauftragt ein geheimnisvoller Fremder namens „Sammael“ den Abenteurer Frost, ihm einen Schatz aus dem Keller eines Wirtshauses zu stehlen. Danach löst sich Sammael erst in Flammen, dann in eine Schlange mit Beinen auf, was Frost nicht weiter zu beunruhigen scheint (s. abgebildete Seite).
Der marschiert zum Gasthof, zecht dort munter mit der merkwürdigen Belegschaft, steigt sodann in den Keller und liefert sich ein erstes Duell auf Leben und Tod mit dem gruseligen Wirt. Dieser nimmt Wolf- wie Unholdsgestalt an, wird jedoch von Frost so verdroschen, dass er zu Knochen zerfällt. Beim Schatz erwartet ihn der Bossgegner: Pirat Schwarzbart bedrängt ihn mit dem Säbel, doch ein gezielter Faustschlag vermag den Bösewicht regelrecht zu köpfen (s. Abb.).
Frost will sich mit dem Schatz davonmachen, da erscheint Sammael und stellt ein paar Dinge klar. Erstens sei er schon tot, denn der Pirat habe ihn so sauber enthauptet, dass er nichts gespürt habe. Und zweitens gehöre ihm seine Seele, denn er, Sammael, sei die Schlange aus dem Garten Eden, der große Verführer und Angebote-die-man-nicht-ablehnen-kann-Macher. He’s been around since Jesus Christ, why didn’t you guess his name?! Frost fährt kopflos zur Hölle, und zwei Gendarmen finden seine zerteilte Leiche: „These adventuring americans! Will they never learn to be cautious“…
Das ist schon vollgepackt mit mythischem Tobak bis zum Rand: die verfluchte Taverne, ein Wolfsmensch, ein gehörnter Dämon, ein Schatz samt Pirat und natürlich der Teufel höchstselbst. Der griechischen Baruch-Apokalypse zufolge pflanzt der Engel Sammael den Wein, der Adam zum Sündenfall führt – und wird dafür zum Satan! Und wenn er keine Vinothek eröffnet hat, dann spukt er durch amerikanische Comichefte.
„Black Horror Of Druid’s Glen“ schildert die Zerschlagung einer US-amerikanischen Expedition in den walisischen Bergen. Im Auftrag des Reiseanbieters „Weird Tours Inc.“ (!) forschen zwei Pärchen nach gespentischen Ausflugszielen. Sie landen an einem versteckten Druiden-Tanzplatz und entfesseln dort durch viel Ungeschick und naive Neugier den erzbösen „Black Druid“, der in den jungen Bert einfährt. Zudem erscheinen weitere Driuden und nehmen die Reisegesellschaft gefangen. Sie tanzen einen Feuertanz und befehlen ein Blutopfer, um die entweihte Sakralstätte (auf welcher die Gruppe picknicken wollte!) wiederherzustellen.
Ein uralter Baum wird lebendig und packt sich eine Dame, die zur „Braut des Waldes“ gekürt wird. Bert alias „The Black Druid“ ersticht seine Gefährtin mit einem steinernen Dolch, woraufhin die Bäume ergrünen. Die beiden letzten Reisenden wollen fliehen, doch werden von Wurzeln umfangen und versteinern zu Bäumen. Bert verwandelt sich endgültig in den Black Druid, seine Augen werden zu schwarzen Höhlen: „From Bert’s eyes the blackness stared out – triumphant forever!“. Die Geschichte schließt auf einer humorigen Note. Bert kehrt in die USA zurück und lockt fortan als Reiseveranstalter Touristen nach Druid’s Glen. „Weird Tours Inc.“ verrät die Spiegelschrift auf der Türe…
Auch hier ist Recherche dahinter. Den ganzen Hokuspokus mit den Bäumen hätte man sich doch sparen können. So aber gewinnt auch diese Story an Dichte und Authentizität.
Obschon beide Geschichten leider hastig gezeichnet wirken, entwickeln sie trotzdem eine Atmosphäre der Beunruhigung. „Druid’s Glen“ präsentiert uns bedrohlichen Rauch, brennende Körperteile, belebte Bäume, ein Menschenopfer sowie unheimliche Verwandlungen.
ACE-Horrorcomics sind fast immer mit Text überfrachtet. Als habe man möglichst viel Bedeutung hineinstopfen wollen. Und das ist ihnen auch hier absolut gelungen.
Ich mag die Gruselware von ACE, sie bietet unterschätzte Perlen.
Ich habe daher begonnen, sämtliche ACE-Horrorcomics (in Zusammenarbeit mit dem US-Comic-Historiker Jim Vadeboncoeur, Jr.) auf der Grand Comics Database zu erfassen und die Zeichner zu ermitteln.
(Diese Aufgabe ist inzwischen abgeschlossen. Wer Interesse hat, klicke sich HIER zur Schwesterseite ACE HORROR)
Abb. rechts: Das Schlussbild von „Black Horror Of Druid’s Glen“ – achten Sie auf die Spiegelschrift an der Türe sowie den hübschen Prospekt „Don’t miss Druid’s Glen“!