(aus “Witches Tales” Nr. 23, im Februar 1954 von Harvey Comics veröffentlicht)
Der Perückenmacher Lem Boone ist der beste seiner Zunft. Sein Geheimnis: Er macht keine Perücken. Er stiehlt die Haare der Toten und verkauft sie als eigene Schöpfungen. Kann das auf Dauer gutgehen?
Vielleicht werden Ihnen, liebe Leser, bei der Lektüre die Haare zu Berge stehen. Dann sollte niemand mit einer Schere hinter Ihnen stehen…
Die Spätphase des HARVEY HORROR ist deutlich von Humor geprägt. Auch „The Wig-Maker“ ist keine Ausnahme. Dieses haarige Drama ist mehr schwarze Komödie als Horrorstory. Die Zeichnungen von Joe Certa tragen überdeutlich dazu bei.
Das fidele Gebaren des Perückenmachers, seine „whistle-while-you-work“-Attitüde und seine freudigen Luftsprünge (Seite 2 unten und Seite 5 oben) sind groteske Übertreibungen. Das macht die dargestellte Leichenräuberei auch erträglich. Ohne diese „Comedy“-Verpackung wäre „The Wig-Maker“ eine grimmige und widerliche Mittelstands-Tragödie.
Ein Wort noch zur Sprache: Hauptfigur Lem Boone spricht im heftigen Südstaaten-Dialekt der USA, was der Verlag lautmalerisch wiedergibt. „Nevah ‚pected ta see you in heah“ = „Never expected to see you in here“. Ich hoffe, meine deutschen Leser können dem folgen, wenn sie sich die Sprechblasen laut vorsagen – und nach dem Sinn lauschen.
Der amerikanische Ureinwohner im letzten Bild spricht in damals üblichem (und durchaus rassistisch zu nennendem) „Indianer“-Slang.
An die Verbformen hängte man die Nachsilbe „um“, um den andersartigen Klang zu vermitteln.
„He… make-um me bald“ = „He made me bald“ = „Er hat mich kahl gemacht“.
Aber ein Geronimo hätte sich niemals der Phrase „You betchum“ = „You betcha“ = „Aber Hallo“ bedient!
Da schlägt dann wieder der Harvey-Humor durch!