(aus “Strange Tales” Nr. 16, im März 1953 von Atlas Comics veröffentlicht)
Der Räuber und Mörder Henri Lebret wird in flagranti festgenommen und zum Tod durch die Guillotine verurteilt.
Doch er ist optimistisch, von den Toten aufzuerstehen, denn der Vater seiner Geliebten kann Köpfe wieder anoperieren.
Natürlich ist das logischer Unfug, aber Comics sind manchmal dazu da, uns mit Skurrilitäten und Gedankenspielen zu erheitern.
Gerade Precode-Horrorcomics brillieren darin.
Dieser für Atlas ungewönlich lange 7-Seiter ist nah dran an der EC-Formel. Aufbau der Charaktere, ein fehlgeschlagenes Verbrechen, dramatisch-emotionale Zuspitzung, momentaner Triumph des Bösen, dann überraschende Wendepointe („twist“) und Sieg der Gerechtigkeit.
Ich bin mir sicher, dass Autor Stan Lee hier auf EC-Vorbilder geschielt hat. Sein Twist mit dem falsch herum montierten Kopf ist schon arg gewollt und völlig unglaubwürdig, aber diese Heftchen haben gerne jede Logik für den kessen Gag geopfert.
„You Can’t Kill Me!“ fusioniert, wenn man so will, zwei Geschichten von EC: den wenige Wochen zuvor erschienenen Graham-Ingels-Klassiker „Horror We? How’s Bayou?“, in dem ein böser Mensch neu „zusammengesetzt“ wird. In der schon älteren Geschichte (Dezember 1951) „Horror! Head … it off!“ (ebenfalls Ingels) lebt ein Guillotinierter noch stundenlang ohne Kopf weiter und nimmt Rache. Auch taucht hier ein geköpftes Huhn als Beispiel für ein Fortleben nach der Enthauptung auf.
Das beachtliche Artwork stammt von Harry Anderson, der auch das knallige Cover zur Ausgabe beitrug. Anderson vermählt den feinen Strich klassischer Illustration gekonnt mit den kinematografischen Techniken des Comics. Eine weitere Geschichte, von ihm illustriert, findet sich in unserem FIFTIES-HORROR-Archiv: „Kill, Clown, Kill!“ vom April 1953. Im Anschluss daran auch einige Infos zu Anderson.
Guillotinierungen auf Titelbildern gab es fast keine. Ich erinnere momentan nur ein Motiv von Jack Davis, das den Vorgang aus der rückwärtigen Perspektive schildert (TALES FROM THE CRYPT Nr. 44). Das ist sehr stylish und auch auf seine Weise schockierend, ist ja auch von EC.
(Ich bezweifle sehr, dass sich ein Mensch, wenn er geköpft wird, so vehement bewegt wie der Edelmann unter dieser Guillotine – aber dies ein schönes Beispiel für die Zeichenkunst von Jack Davis: Übertreibung im richtigen Maße macht oft die Faszination von Comics aus.)
Halt, Wally Wood hat noch eins beigesteuert zu TALES FROM THE CRYPT Nr. 27 (ist aber ein schwaches Werk von Wood, wie ich gerade feststelle). Das von Atlas zielt (im Gegensatz zu EC) eiskalt auf schwarzen Humor.