The Widow of Death

(aus „Underworld“ Nr. 3, im Juni 1948 von D.S.Publishing veröffentlicht)

Chronologisch aufgerollt wird die kriminelle Laufbahn der Belle Guiness: Als Kind quält sie Tiere, als junge Frau mordet sie Ehemänner, um das Versicherungsgeld einzusacken. Da uns das ganze als „wahre Geschichte“ verkauft wird, brauchen wir auch keine Dramaturgie, sondern haken schnellstmöglich Mord für Mord ab.

Die folgenden acht Seiten sind kein Horrorcomic, aber ein extrem brutaler und zynischer Crime-Comic – den wir hiermit vereinnahmen.
Famoser Dank ergeht an meinen amerikanischen Freund „Diablo“, der mir die Scans zuschickte.

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Auf Seite 5 gerät das Tempo völlig grotesk, Bild für Bild stehen Männer mit Geld Schlange – ihre Ermordung wird schon gar nicht mehr gezeigt.

Der Axtmord auf Seite 4 erinnert mich an den aus „Chef’s Delight“, einen Klassiker des grausamen Horrorcomics, der jedoch erst sechs Jahre später entsteht. Vielleicht ein Einfluss?

Ansonsten gestaltet sich „Widow of Death“ als typische Kriminalware der späten 1940er-Jahre, die sich auf die zwischenmenschliche Kälte der Mörderfrau kapriziert. Mit ihrem Gehilfen Ray hat sie ja offensichtlich eine Beziehung, was aber nie auch nur angedeutet wird.
Dieser Comic steuert völlig weg vom sexuellen Aspekt, was mich beinahe wundert. Ein bisschen ‚sleaze‘ war die Würze im Comic seit jeher (und in den frühen 1950er-Jahren meisterlich gehandhabt in den eleganten Dreieckstragödien der EC-Comics).
Somit präsentiert uns „Widow of Death“ schon 1948 die amerikanische Bigotterie: kein Sex, aber Grausamkeit galore.
1 brennende Katze, 1 Messermord, 4 Axtmorde (3 blutig im Bild) plus 1 finale Brandstiftung.

Underworld.3-coverRätselhaft bleiben die beiden Kinder, die Belle adoptiert. Wieso tut eine kaltherzige Frau so etwas? Hier hätte ein Panel gut getan, das die Kinder als Tarnung und Lockvögel für leichtgläubige Ehe-Aspiranten darstellt …
Absolut schockierend und einen Eintrag in die Top Ten der grafischen Grausamkeiten verdient natürlich das lapidare Hinschlachten der Kinder auf der letzten Seite!
(Und wieder eine Kerbe in Dr. Werthams Colt!)

Die Mordgeschichten scheinen übrigens wirklich wahr zu sein!

Namentlich als Serienkillerin erwähnt wird auf Wikipedia eine Belle Gunness (nicht Guiness!), die angeblich an die 30 Männer aus monetären Motiven umbrachte und tatsächlich in La Porte, Indiana „wirkte“. Ein Foto zeigt sie mit drei Kindern, das offenbar die Begründung, weshalb sie im Comic auftauchen.

Das Leitmotiv des grausamen Kindes bzw. Killermädchens (als das Belle ja beginnt) findet sich ausgearbeitet und mit schrägem Plot variiert in einer kratzigen Geschichte aus dem Iger-Studio: „Bloody Mary“ ist so eiskalt, dass einem noch heute bei der Lektüre Schauer den Rücken hinunterlaufen.

D.S.Publishing ist womöglich eine Fundgrube für krasse Crime-Comics! Das Digital Comic Museum listet HIER viele Hefte zum kostenfreien Durchblättern.