(aus “Uncanny Tales” Nr. 14, im November 1953 von Atlas Comics veröffentlicht)
Der Mörder Vonntor wird in flagranti von der Polizei erwischt, doch entkommt der Gerichtsbarkeit, weil seine Fingerabdrücke nicht mit denen auf dem Opfer übereinstimmen. Der brave Cop Mike heftet sich an die Fersen des Killers und stellt Vonntor erneut auf frischer Tat. Doch wieder kommt Vonntor frei, weil die überführenden Beweise fehlen. Schließlich greift Mike zu drastischen Maßnahmen…
Tauchen Sie ein in einen nächtlichen Alptraum aus Licht und Schatten, viel Schatten.
„April, April!“ – Willkommen zum April Fool’s-Monat auf FIFTIES HORROR!
Atlas/Marvel ist der Verlag, der mit Vorliebe solche illustrierten Witze veröffentlicht hat, und zwar Hunderte davon. Mir gehen die eigentlich auf die Nerven, und beim Lesen hört man mich lautstarkt „Aaaarrrgghhh!“ rufen. Diesen Monat spülen wir uns kollektiv die Atlas-Comedy-Horror-Masche aus dem System! Zehn solcher Grotesken servieren wir in rascher Abfolge am Stück.
Ich bin zwar Komiker und habe ein großes Herz für Unfug jeglicher Art, aber wenn die Logik im Aufbau der Geschichte nicht stimmt, krieg ich Krämpfe! Und in „Vonntor“ wird alles so hingestrickt, dass man uns eine unmögliche Pointe auftischen kann. Akzeptieren wir im Sinnes des Genres, DASS es einen Killer mit acht Armen gibt… (seufz)…
Wieso ist das Erwischtwerden auf frischer Tat kein Beweis? Warum gilt auch eine fotografische Dokumentation des Verbrechens nicht als Schuldbeweis? In welchem Universum entscheiden zwei Bullen auf ihrer Schreibstube, dass man Mörder wieder laufen lässt?
Antwort: Im Marvel-Universum!
Es ist ja alles nur ein Spiel. Es muss ja nicht nach meinem Geschmack gehen. Auf jeden Fall gilt:
Atlas-Horrorhumoresken sind oft wunderschön gezeichnet.
Das Artwork in „Vonntor“ stammt von Russ Heath, einem großartigen Comiczeichner, der seit einigen Jahren wiederentdeckt wird.
Heath beginnt 1949 bei Atlas/Marvel mit Western-, Kriegs- und Horrorcomics, macht sich in den 60er Jahren einen Namen als Illustrator der Features „Haunted Tank“ und „Sgt. Rock“ bei DC – und erblüht richtig in seinen Beiträgen für die Warren-Magazine CREEPY und VAMPIRELLA in den 70er Jahren.
Ich darf an dieser Stelle auf eine 2014 herausgekommene Monographie zu Russ Heath verweisen. Ein prächtiger Katalog seines Lebenswerkes namens „Flesh & Steel“. Das Buch ist wunderschön zusammengestellt und liebevoll editiert von Frédéric Manzano (Édition Déesse, Paris). Auf 320 prächtigen Seiten finden sich auch „original art“-Nachdrucke von zehn kompletten (!) Geschichten, darunter die Klassiker „Process of Elimination“ und „Yellow Heat“.
Weitere Geschichten von Russ Heath auf dieser Webseite: „They Wait In Their Dungeon“ (wir posten hier allerdings die deutsche Fassung) sowie „Who Walks With A Zombie?“.