(aus “Strange Fantasy” Nr. 7, im August 1953 von Ajax-Farrell veröffentlicht)
Der Laborant Lee Talbot stiehlt seines Professors Zauberformel, die tote Materie wieder zum Leben erweckt (und tötet den Mann und löst seinen Körper in Säure auf, um keine Spuren zu hinterlassen). Er kann sich jedoch nicht lange an seinem Coup erfreuen, denn … die Leiche im Keller
(the skeleton in the closet) mag nicht tot bleiben.
Banale Formelgeschichte, aber unterhaltsam umgesetzt. Achten Sie auf Details.
Die wilde Seite 5 ist natürlich der Höhepunkt: Das Skelett erwacht zum Leben, Schmetterlinge überall, der Hausmeister ist verdutzt und der Bösewicht stürzt mit einer Knarre ins Zimmer! Tolle Verdichtung!
(Interessant, dass das Skelett auf Seite 6 darauf hinweist, keine Luftröhre mehr zu besitzen. Dennoch schwingt es schönste Reden …)
Das ist so eine Geschichte, wo sich der Horrorcomicforscher am Kopf kratzt. Höchst eigenartig, nahezu singulär! Das Artwork läuft komplett Amok, scheint sich aus diversen Quellen zu speisen. Das Layout ist völlig Banane, selbst das Lettering ist nicht das normale Iger-Studio-Handlettering, sondern imitiert ein Leroy-Lettering. Kurios auch, dass das Ziffernblatt einer Uhr die Seiten nummeriert.
(Auch faszinieren mich Lee Talbots haarige Unterarme!)
Völlig atypisch auch, dass hier ein Erzähler auftritt: Der „Ghost-Writer“ ist hier der Host, der uns diese Mär auftischt. Die Figur des Ghost Writers ist ein prima Idee! Es gab so viele dümmliche und peinliche Versuche von Erzählerfiguren, dass diese fast genial wirkt. Taucht aber nur in dieser einen Geschichte auf!
„A Skeleton in the Closet“ ist ein absolut skurriles Machwerk. Auf Seiten 1 bis 4 entdecke ich Bildzitate aus dem Werk von Graham Ingels (die Figur des Lee, die Körperposen, der Hausmeister, mancher Bildwinkel), die Seiten 5 bis 7 wirken ein wenig anders und entwickeln eine eigene Dynamik.
Die wirre Bildabfolge auf Seite 6 oben, die übers Blatt geisternden Schmetterlinge auf Seite 5, der Blick durch das Laborglas auf Seite 2 (das den Mord verdeckt) sind kreative Anflüge, wie sie nicht vom Iger-Studio ermutigt wurden. Der überbordende Splash mag eine verunglückte Hommage an EC und Ingels sein. Ich sehe hier einen einmaligen Zuarbeiter am Werk (meint: dieser Zeichner war einmalig und hat auch nur ein Mal einen Job bei Iger gelandet).
„A Skeleton in the Closet“ ist übrigens eine der meistverwursteten Precoders in der Eerie-Publications-Mühle. Die Datenbank spuckt acht Nachdrucke aus, wobei mindestens eine davon eine uninspirierte Um- bzw. Neuzeichnung aus dem Jahre 1974 ist.
Danke auch an den Scanner „builderboy“, der das ganze Heft im November 2017 gescannt und aufs Digital Comic Museum hochgeladen hat!