Indisposed

(aus “Haunt of Fear” Nr. 25, Mai 1954 von Entertaining Comics veröffentlicht)

Wieder einmal steht ein Mann unter dem Pantoffel seiner Frau. Ihr Genörgel verdirbt ihm alle Lebensfreude. Also plant er den perfekten Mord. Er schenkt ihr eine Urlaubsreise, die sie allerdings nie antreten wird. Während sie allen Bekannten stolz von ihrer bevorstehenden Reise erzählt, lässt der Ehemann im Küchenabfluss eine Maschine installieren, den den Müll zerkleinert. Ein Freund, der Klempner ist, macht ihm einen Sonderpreis dafür. Auf dem Weg zum Flughafen erschlägt der Mann seine Frau, transportiert sie heimlich ins Haus zurück – und zerstückelt die Leiche so klein, dass er die Überreste im Küchenabfluss durch den Müllhäcksler jagen kann.

Nach getaner Arbeit empfängt er seine Kumpels zur entspannten Pokerrunde, darunter auch den Klempner. Als einer der Freunde nach einem Glas Wasser verlangt, gehen alle in die Küche. Dort prahlt der Mann mit seinem frischen Brunnenwasser. Daraufhin erbleicht der Klempner, und kurz danach die ganze Runde. Der Anschluss des Müllhäckslers ist nicht das Abwasser, sondern der Brunnen. Der Wasserhahn am Spülbecken wird aufgedreht – und heraus schießt eine Fontäne aus Blut und Knochenmehl!

Höchst elegant greifen Wort und Bild ineinander. Gewalt wird nicht gezeigt. Wir werden zu Beginn nur Zeugen des letzten „Arbeitsschrittes“, des Blutwegwischens und Saubermachens. Wunderschön, wie die widerliche (in unserer Fantasie vorgestellte!) Bluttat durch einen dummen Handwerkerfehler auffliegt. Kein perfekter Mord, aber ein perfekter Twist.

Die zwei letzten Gruselgeschichten, die das Team Feldstein/Gaines skriptete, wurden beide von George Evans gezeichnet. Beides sind Meisterstücke des subtilen Horrors (die andere ist „Blind Alleys“ in CRYPT Nr. 46).
Interessanterweise sind alle beiden gar keine Horrorgeschichten. Sondern Crime- /Suspense- /Thriller-Stories. Das wirft die „Trennschärfe“-Diskussion wieder an: Was ist eigentlich ein Horrorcomic? Braucht es ein übernatürliches Element? Ich möchte behaupten, dass man mehrere Hefte der EC-Serie SHOCK SUSPENSTORIES problemlos dem Horrorgenre zurechnen könnte…