(aus “ Vault of Horror” Nr. 25, im Juni 1952 von EC Comics veröffentlicht)
Die Ehe zwischen Anita und Jonah ist in die Jahre gekommen – und kinderlos geblieben. Die karitativ veranlagte Anita kümmert sich liebevoll um streunende Tiere und nimmt ein süßes Kätzchen bei sich auf. Jonah hasst Tiere und legt sich ein Hobby zu, das in die diametral entgegengesetzte Richtung weist: die Taxidermie. Die Kunst der Tierpräparation.
Damit sind die Fronten klargemacht. Wann immer Jonah ein Streuner in die Hände fällt, landet dieser erst auf dem Seziertisch, dann als Diorama auf dem Regal im „Hobbykeller“. Natürlich ist das konstruiert, aber schöner kann man mit Fallhöhe nicht spielen. Und genauso funktionieren EC-Geschichten.
Die Beziehung der Eheleute hüpft in schnellen Schritten von Gleichgültigkeit zu Entfremdung und zum Hass aufeinander. Irgendwann natürlich geht Jonah zu weit und vergreift sich an seines Weibes Muschi (schweiget still, ihr Psychologen dort draußen!). Er meuchelt sie und stopft sie aus. Ahem.
Stolz präsentiert Jonah das Ergebnis: „Collection completed“, seine Sammlung ist vervollständigt. Nicht ganz, ergänzt die enragierte Ehefrau und greift zum Messer. Das Schlussbild zeigt die Sammlung erweitert um ein menschliches Exponat.
Das ist rasant und krass und wundervoll inszeniert von Al Feldstein (Text) und Graham Ingels (Zeichnungen). Die düstere Atmosphäre, die nervenzerspannten Gesichter der beiden Protagonisten – und nicht zuletzt der makabre Hobbykeller, in welchem sich die Perfidien abspielen. Oder sollte man besser „Horrorkeller“ sagen, denn auf genau drei Panels zeigt uns Ingels diesen Keller mit Blick zur Türe hinauf. Und je weiter der Wahnsinn wuchert, desto ferner rückt von Bild zu Bild rückt diese erlösende Türe.
(Achten Sie mal drauf, ich hab beim Scannen die drei betreffenden Panels ausgewählt…)
Neben Ingels‘ dramatischen Strichen beachte man auch Feldsteins Detailliebe im Texterischen: Die nach dem Mord verrückt gewordene Anita hockt im Keller und „streichelt liebevoll“ ihr totes Kätzchen. Ihre Arbeit am toten Männe erweist sich jedoch als „plumpes Werk“. „Die Glasaugen sind nicht richtig eingepasst“ und „hier und da ist das Absteppen unsauber geraten“.
Das sind EC-Gänsehautmomente zum Schütteln. Das braucht keine Splatter-Effekte, sondern nur ein wenig Phantasie und fein formulierte Beobachtung.Visuelles I-Tüpfelchen im rechten Bildvordergrund ist dann noch der wie zufällig herumstehende Eimer (aus welchem irgendwelche Fetzen hängen, über die man lieber nicht nachdenken möchte). Schöner kann Horrorcomic nicht sein.