(aus “Das Monster von Frankenstein” Nr. 5, Mai 1974, Williams-Verlag)
Im hinteren Heftteil enthält dieser Comic den Nachdruck von Russ Heaths „They Wait In Their… Dungeon!“ aus MENACE Nr. 1 vom März 1953, Atlas Comics.
Gefängnisdirektor Drury berauscht sich mit sadistischem Vergnügen am Leiden seiner Häftlinge.
Er misshandelt sie auf alle nur denkbaren Arten. Doch eines Tages bringt er das Fass zum Überlaufen…
„Sie warten im Kerker” ist keine Horror-, sondern eine Terrorgeschichte. Kein Einzelfall seiner Zeit, denn EC veröffentlichte seit 1952 in den SHOCK SUSPENSTORIES schmutzige Geschichten über Rassenhass und Missbrauch jeder Couleur.
Dank der folgenden Kerkerstory landete “Das Monster von Frankenstein” Nr. 5 auf dem Index, heißt: Die staatliche Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften verhängte ein 30 Jahre gültiges Bilderverbot. Vom Herbst 1974 bis 2003 durfte der Inhalt dieses Heftes nicht wieder öffentlich gemacht werden.
Anstoß nahm man seinerzeit an der generellen „Tendenz zur Verherrlichung von Gewaltanwendung und ihrer Schilderung um jeden Preis“ in Horrorcomics per se, und attestierte konkrete Jugendgefährdung:
„Durch sadistische, verrohende und gewaltverharmlosende bildliche und textliche Darstellungen in gedrängter Folge und Häufigkeit wird der Erziehungs- und Sozialisierungsanspruch Heranwachsender erheblich verletzt und die Gefahr neurotischer Fixierungen und Traumata akut“.
(Quelle: HIT-Chronik Nr. 3)
Also: Sie sind gewarnt vor der folgenden Geschichte!
Natürlich hat die Kritik recht. „Sie warten im Kerker” präsentiert sadistische Exzesse „in gedrängter Folge“. Aber wäre Sadismus in Ordnung, wenn er in nur homöopathischen Dosen verabreicht würde? Gerade die groteske Ballung des Bösen auf sechs Seiten nimmt der Geschichte ihre Glaubwürdigkeit. Könnte man argumentieren.
Ich bringe jedoch Verständnis für die Bundesprüfstelle auf. Man sollte Kinder von Grausamkeiten fernhalten. Dass Comiclektüre aber traumatisiert oder neurotisch macht, scheint mir fantastisch. Solche Urteile führen nur in die Sackgasse der Sündenbock-Diskussionen.
Hingewiesen sei auf zwei Eigenheiten der deutschen Fassung (konnte den Sammelband der Reihe MENACE einsehen): Die Farbgebung ist komplett anders (was aber vollkommen schnuppe ist), dann jedoch haben sie ein überkrasses Gewaltbild ausgetauscht gegen ein neugezeichnetes (fiel mir gar nicht auf). Hier sind sie im direkten Vergleich:
Die deutsche Fassung ist also noch entschärft! Das macht die Geschichte nicht besser, zeigt uns aber, dass die Redaktion zumindest vor extrem visueller Gewalt zurückschreckte.
Man fragt sich allerdings, was Williams geritten hat, gerade diese Geschichte nachzudrucken. Im Atlas-Nachlass lagerten Hunderte, ach: Tausende milde Geschichten, die keinen Anstoß erregt hätten. Ich wüsste gerne, WER damals WIE die Auswahl getroffen hat.
Skript der Geschichte stammt von Stan Lee persönlich, dem alten Kerkermeister!