(aus “Chamber Of Chills” Nr. 23, im Oktober 1951 von Harvey Comics veröffentlicht)
Und wir schalten wieder mal in die griechische Mythologie, diesmal live nach Kreta, in den Palast von Knossos. Wer im Unterricht aufgepasst hat, weiß, dass hier der Sage nach der furchterregende Minotaurus sein Unwesen trieb. Oder treibt?!
Professor Harden und seine beiden Assistenten entdecken das legendäre Labyrinth und darin ein menschliches Skelett. Als Harden sich kaltherzig mit Beuteschmuck aus dem Staub machen will, fällt er in die Vergangenheit und muss sich des Minotauren erwehren.
FIFTIES HORROR präsentiert diese modern konstruierte Geschichte erstmalig online in ihrer farbigen Druckversion, abfotografiert vom Originalheft.
Leider sind die Zeichnungen von Vic Donahue (einer Stammkraft des frühen HARVEY HORRORs) unbeholfen, transportieren aber dennoch einen gewissen Charme. Hätte es Palais gezeichnet, wär’s womöglich albern geraten. Donahues nüchterne Sachlichkeit verstärkt den fikto-faktischen Aspekt der Handlung und hält die Phantastik nah am Boden.
„Monster’s Maze“ ist ein kleines Meisterstück der Horror-Erzählkunst. Die Handlung springt durch die Zeiten wie ein Tarantino-Film und verlangt dem Leser ab, das Puzzle am Schluss selber zu vervollständigen.
Erfrischend auch, dass die Professorenfigur mal kein Gutmensch, sondern ein durchtriebener Aasgeier ist. Das Schlussbild erfüllt uns mit gewisser Schadenfreude, zumal just in dem Moment die Erkenntnis zündet, wessen Skelett da am Anfang der Story rumgelegen hat.
Oft liest man in Fan-Foren, dass die ersten HARVEY HORROR-Hefte Grütze gewesen seien. Eine massive Unwahrheit, an deren Korrektur ich arbeiten werde! Vielmehr gerät Harvey mittendrin (ca. 1952/53) in eine üble Flaute, aus welcher sie sich mit genialem Artwork von Howard Nostrand retten können. Das lesen Sie 2016, wenn ich meine Webseite zu HARVEY HORROR lanciere. Grins.
Den Begriff „fikto-faktisch“ hab ich aus dem Stegreif erfunden – ist das cool, oder was?