(aus “Voodoo” Nr. 10, im Juli 1953 von Ajax-Farrell veröffentlicht)
Grausame Geschichte aus der englischen Besetzung Indiens. Colonel Rankin ist ein hartherziger Befehlshaber, der nicht duldet, dass sich seine Tochter in einen Inder verliebt. Rankin plant eine Intrige und schickt den armen Ahmed in einen schrecklichen Tod. Mit seinem letzten Atemzug schwört dieser Rache und kehrt in Tiergestalt zurück.
Frischer Scan von YoeBooks, den Machern feinster Comicbücher!
Gerade erschienen ist der zweite Band der Serie VOODOO, aus welchem „Tusks of Terror“ entnommen ist.
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Traurig, aber wahr. Dieses Machwerk der Iger Studios bietet wieder mal die krasse Wundertüte: Frauen in Bondage-Situation, überbordende Gewalt, Rassismus, sadistische Folterei – und Wildschweine! Die einzig mir bekannte Horrorgeschichte mit Wildschweinen…
Doch zurück zum dem anderen Schweinkram. Der Herrenmensch Rankin quält seine Untergebenen („Eingeborene“) nicht bloß physisch, sondern ersinnt sich für den (natürlich untauglichen) Liebhaber seiner Tochter eine exquisite Tortur: Ahmed Rai kommt auf für ihn auch psychisch schlimmste Weise zu Tode.
Man fragt sich, ob uns die Autoren des Iger Studios diese Dinge zwecks Aufklärung zumuten, dann jedoch läuft Ahmed als Wildsau Amok und lässt seinerseits jede Gnade vermissen: „Kaum, dass dein Vater mich zur Sau machte, hast du mich vergessen. Als Wildsau nehme ich nun Rache!“. Schockierend ist der sinnlose Tod der Tochter, deren Leichnam genau wie Ahmeds zur Schau gestellt wird. Dann muss es natürlich noch zum Duell mit dem Colonel kommen, bei dem beide ins Gras beißen.
Romeo und Julia, die Schweinevariante. Für mich ist das die dunkle Seite des Pre-Code-Horrors. Sowas nennt man wohl „psychische Grausamkeit“ (und war oder ist ein Scheidungsgrund zwischen Eheleuten). Kein Wunder, dass sich das Comicbusiness 1955 von diesem Genre trennte.
Wie es der Forschungszufall so will, entdecke ich letzter Tage eine zensurbereinigte Fassung von „Tusks Of Terror“! Unglaublich, aber wahr.
Der Verlag Ajax-Farrell hat diese Geschichte umgearbeitet, damit sie noch einmal unter dem Siegel des Comics Codes erscheinen konnte.
Diese Retusche ist offenbar seinerzeit dann doch nicht erschienen, aber der Billigverlag Eerie Publications druckte sie 15 Jahre später in Schwarz/Weiß ab (TALES OF VOODOO, Vol. 3, Nr. 4. Juli 1970).
Ich mache mir den Spaß, diese Version noch komplett anzuhängen. Wer vergleichen mag, beachte bitte einige Dinge: Alle grafischen Grausamkeiten sind entfernt und umgezeichnet worden. Es wird kein Mensch mehr gehängt, sondern nur ein Schwein. Die Tochter stirbt nicht, sondern fällt nur vom Pferd. Der böse Colonel wird nicht von der Wildsau massakriert, sondern scheint vor Schreck zu sterben.
Des Weiteren ist der Text ist zu großen Teilen umgearbeitet (zum Beispiel von deftigen Fluchworten und krassen Rassismen gesäubert) und die Geschichte sinnentstellend verändert worden. Die neuen Bilder rechtfertigen ja nicht den alten Text. Der „Brüller“ dabei ist der Textkasten ganz am Ende. Dort heißt es, der bloß eingesperrte Ahmed Rai werde freigelassen – und heirate noch das Töchterlein!
Dreister kann man eine sadistische und mörderische Intrige nicht zu einer exotischen Liebesschnulze umfärben!
Und für alle, die bis jetzt durchgehalten haben, noch ein „Schmankerl“: Dieser Version ist Blut HINZUGEFÜGT worden! Im Splash-Panel auf Seite 1 und beim Finale auf Seite 6 spritzt deutlich schwarzes Blut, wo in der Urfassung keins war.
Dass erklärt sich damit, dass der Verlag Eerie Pubs auf Blut und Grausamkeiten gepolt war. Wo es ging, sind diese Nachdrucke von Precode-Horrorgeschichten mit Extrablut bemalt worden. So auch „Boomerang Backlash!“. Die Macher der Eerie Pubs wussten wahrscheinlich nicht, dass ihnen eine Code-Fassung vorlag (bzw. es war ihnen auch schnurzegal).
Es läuft auf die Pointe hinaus, dass eine Zensurversion wieder „verschärft“ wurde. Wie schreibt Mike Howlett, der großartige Kenner des EERIE PUB HORRORs, in seinem Standardwerk „The Weird World Of Eerie Publications“?
„Es ist ein Teufelskreis!“.
Sie hatten doch die „Originale“ von Farrell, der ja eine zeitlang auch den Publisher Credit von Eerie inne hatte. Diese Originale waren nach der Einführung der CCA aber für eigene Reprints von Farrell modifiziert worden, sodaß viele dieser Strips jetzt nur noch in dieser entschärften Version vorlagen.
Die Eerie Reprints sind ja in s/w, sie benutzten also wahrscheinlich diese originalen Skizzen. Diese wurden dann oftmals wieder ein bisschen blutiger gemacht oder später auch mal eben komplett neu gezeichnet um sie zu aktualisieren (die 50er waren ja vorbei). Ist sicherlich kein Einzelfall, sondern eher die Norm.