(aus “Worlds of Fear” Nr. 4, im Mai 1952 von Fawcett Comics veröffentlicht)
Der „fanatische Experimentator“ Professor Alpha zerstückelt Tiere und hält ihre Köpfe am Leben. Gefangen in schweren Apparaturen vegetieren sie dahin. Zeit für einen Menschenversuch! „Genius“ Wiley wird das Opfer einer Gangster-Fehde und landet in Alphas Frankenstein-Labor.
Sein Capo Thompson foltert ihn, um ihm kriminelle Planungen zu entlocken. Doch Wiley hat noch einen Trumpf im körperlosen Ärmel.
Was verbirgt Professor Alpha hinter der VERSCHLOSSENEN Türe?
Wer sich ganz in diese beklemmende Geschichte fallen lassen will, scrollt sich durch OHNE die Hände zu Hilfe zu nehmen…
Gut geskriptet auf nie langweiligen 10 Seiten und wild illustriert von Vielzeichner Mike Sekowsky (wahrscheinlich).
Rasanter Action-Horror, der seiner Zeit voraus war.
Wie sehr voraus, das erfahren Sie nun, liebe Leser, von unserem FIFTIES HORROR-Gastkommentator Sebastiano Trebastoni.
Ist es möglich, dass dieser wunderbare Horrorcomic die Vorlage für einen Film gewesen ist?
Wir reden von „THE BRAIN THAT WOULDN’T DIE“, 1962 unter der Regie von Joseph Green entstanden. Genau zehn Jahre später also.
Bemerkenswert ist zunächst, dass der Titel ursprünglicherweise näher am Comic gelegen hat – wie ein Blick an das Ende des Films zeigt. Bevor der Abspann beginnt, wird nochmal der Titel eingeblendet, jedoch haben die Macher anscheinend einen Fehler gemacht: Jetzt lautet der Titel nämlich „THE HEAD THAT WOULDN’T DIE“. Nachtigall, ick hör dich trapsen. Zufall? Ein Hinweis? Wer weiß. Finden wir‘s heraus.
Dann werfen wir doch mal einen Blick auf den Teil zwischen Opening Credits und Abspann: Den eigentlichen Film. Als Hauptfigur haben wir einen ehrgeizigen Arzt, der öfters mal zu ungewöhnlichen Methoden greift. So direkt am Anfang des Films, als er einem Patienten mit einer waghalsigen Gehirnoperation das Leben rettet. Im anschließenden Dialog mit seinem Assistenten wird seine „Mad Scientist“-Grundhaltung klar gemacht. So meint sein Assistent auch zu ihm: „You’re trying to play god.“
Soweit, so Klischee. Jetzt schnappt sich der Arzt seine hübsche Frau und sie wollen hinaus auf ihr Landhaus fahren, in dem er sich auch ein Labor eingerichtet hat. Doch auf dem Weg dahin haben sie einen Autounfall (Oh, Schreck). Ein Klischee, das man aus Filmen dieser Zeit nicht unbedingt kennt, dafür aber umso mehr aus den Horrorcomics der 50er.
Unser Hauptcharakter überlebt den Unfall praktisch unbeschadet, doch das Auto und die Frau sind ziemlich ramponiert.
Und jetzt wird‘s witzig: Der Mann holt den abgetrennten Kopf der Frau aus dem Wrack, rennt damit die Reststrecke zum Landhaus, wo ihn sein Gehilfe schon erwartet – und es passiert, was in so Filmen halt passiert: Sie verfrachten den Kopf an eine Maschine im Keller, die ihn am Leben erhält. Langsam kommt der Kopf, äh, die Story ins Rollen.
Wir können schon mal festhalten: Das Ausgangsszenario des Films ist eindeutig aus dem Comic übernommen. Zwar mit unterschiedlichen Details angereichert, aber in beiden Fällen hält ein verrückter Doc einen Kopf in seinem Labor am Leben.
(Anmerkung am Rande: Das Bild mit dem Kopf in der Wanne erinnert auch ein klein wenig an eine Szene aus „Re-Animator“, zwanzig Jahre später, aber das könnte Zufall sein)
Soviel zum ersten Akt. Im Mittelteil tritt der Film storymäßig auf der Stelle. Regisseur Green muss anscheinend ein bisschen Laufzeit rumkriegen, bis es zum Showdown kommen darf. Trotzdem: Was passiert in der Zeit denn eigentlich so?
Wir erfahren ein wenig über den Gehilfen vom Doktor: Er hat einen deformierten Arm als Folge einer fehlgeschlagenen Transplantation und erhofft sich Hilfe vom Doktor. Der ist momentan jedoch gar nicht zuhause, sondern macht sich auf die Suche nach einem neue Körper für seine Frau. Doch dazu später mehr.
In dem Kellerlabor gibt es auch eine Tür, hinter der seltsame Klopfgeräusche hervordringen. Oho, da hätten wir ja schon wieder eine Verbindung zum Comic. Ob wohl auch ein kopfloser Körper dahinter lauert? Aber der von der Frau ist doch im Auto verbrannt? Hm, wir werden es wohl noch erfahren.
Der Kopf der Frau ist sehr unglücklich mit seinem Dasein und Todessehnsucht ist die Folge. Dabei bittet sie auch mehrfach explizit um ihren Tod. Hey, hat das der Kopf des Gangsters im Comic nicht auch gemacht? Interessant. Gleichzeitig beginnt die Gute, mit dem Wesen hinter der Tür zu kommunizieren, um zusammen Rache zu nehmen (Verbindung zwischen Kopf und Kreatur hinter der Tür => siehe auch Comic). Sie unterhält sich auch mit dem Gehilfen, u. a. über die Tür: „What’s locked behind that bar?“ – „A horror no normal mind could imagine.“ Na dann.
Und was treibt der Ehemann in der Zwischenzeit? Der wollte ja ’nen neuen Körper beschaffen. Und der tut wirklich sein Bestes: Wir erleben ihn, wie er in einigen kurzen Episoden eine alte Bekannte auf der Straße anspricht und mit ihr zu einer Bademodenschau geht, später besucht er noch ein oben-ohne Fotoshooting bzw. einen Nachtclub, ist aber eigentlich auch egal.
Dann gibt‘s auch noch einen Catfight zwischen zwei aufreizenden jungen Damen. All diese Szenen verleihen dem Film zwar eine gewisse Schmuddeligkeit und erhöhen den Trashfaktor, bringen ihn jedoch nicht weiter, weshalb darauf auch nicht detaillierter eingegangen werden muss. Wichtig ist nur, dass er letzten Endes in der Wohnung von einem Model landet, dass Sätze von sich gibt wie „I don’t date men“ und „I still hate all men“. Sie hat eine große Narbe im Gesicht, und der Arzt schafft es dank seines Charmes, sie zu überreden, mit ihm zu kommen, um ihr zu helfen. Sie fahren zum Landhaus.
In der Zwischenzeit erlebt der Zuschauer den Gore-Höhepunkt des Filmes: Der Gehilfe steckt im Keller des Hauses (warum auch immer) seine Hand durch eine Luke in der mysteriösen Tür. Die Kreatur dahinter, von der wir nur eine riesige Hand sehen, packt ihn. Der Kopf der Frau feuert die Kreatur munter an.
Und dann REISST SIE IHM SEINEN ARM AUS. Der Gehilfe sinkt mit dem blutigen Schulterstumpf zu Boden und hinterlässt beim Sterben noch eine Blutspur. Ganz schön heftig für die 60er. Und das sogar ein Jahr vor Herschell Gordon Lewis BLOOD FEAST.
In manchen Fassungen des Filmes, z.B. fürs Fernsehen wurde diese Szene sogar herausgeschnitten (warum nur?). Dem Gehilfen wurde übrigens der gesunde, nicht-deformierte Arm ausgerissen. Nette ironische Note am Rande.
Nun kommt der Mann mit dem Model in sein Haus und verabreicht ihr erst mal ein Getränk mit ein paar K.O.-Tropfen. Dann schleppt er die nunmehr Bewusstlose in den Keller. Schnell räumt er noch die Leiche des Gehilfen weg, da diese störend im Weg herumliegt. Obwohl der Kopf seiner Frau protestiert, bereitet der Doktor das betäubte Model auf der Bahre für die Operation vor.
Der Kopf der Frau steht jedoch immer noch in Kontakt mit dem Monster hinter der Tür. Dieses bricht die Tür auf und läuft Amok im Labor. Jetzt sehen wir das Monster auch das erste Mal in voller Pracht. Es entpuppt sich als nicht allzu einfallsreicher Frankenstein-Verschnitt. Leider kein kopfloser Killer wie im Comic. Wäre wohl aber auch effektmäßig schwer umzusetzen gewesen.
Chaos bricht aus, und das Finale kommt, wie es kommen muss: Irgendwelche Chemikalien kippen um und bald steht alles in Flammen. Das Monster tötet den Doktor durch einen blutigen Biss in den Hals (gibt für die Kleinen auch wieder etwas Gore zu sehen). Dann trägt das Monster die betäubte Frau aus dem Labor – und die Todessehnsucht, die der Kopf der Ehefrau schon seit geraumer Zeit verspürt, findet in dem finalen Flammeninferno auch schließlich Befriedigung. ENDE!
Tatsächlich wurden hier Elemente eines 50er-Jahre Horrorcomics zu einem Film verarbeitet.
Damit die Besucher im Bahnhofskino zufrieden sind, wurde die Geschichte noch mit Sex angereichert.
Füllmaterial war schon deshalb nötig, um die Geschichte auf Spielfilmlänge zu bringen…
Zumindest EIN Filmemacher der 60er Jahre hat sich bei den Pre-Code-Horrorcomics bedient.
Und warum auch nicht? Ist doch eigentlich naheliegend, wenn so ein Haufen irrer Ideen herumliegt, die förmlich auf eine Adaption warten. Ein Einzelfall?
Bald mehr dazu auf FIFTIES HORROR…
Und hier noch ein Service von FIFTIES HORROR: Klicken Sie auf das Filmplakat – und sehen Sie den kompletten Originalfilm auf YouTube!
Quite a few severed-head films in play during this general period (including „Die Nackte und der Satan“), and I have no doubt but what most of ‚em owe a specific debt of influence to this comics piece (above) and some kindred titles. Good reminder, here, that the horror comics raised the stakes for the moviemaking racket.
Geniale Entdeckung, Michael. Heißen Dank.
„Die Nackte und der Satan“ (alias „Des Satans nacktes Sklavin“) ist eine DEUTSCHE Variante aus dem Jahr 1959 (!) – mit Horst Frank als irrem Doktor!
Hinreißender Trailer zu sehen auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=k6uvUyiT3Bg
Den kompletten Film findet ihr unter https://www.youtube.com/watch?v=OmWC4_pwGE8.
Schon die Anfangsmusik schmeißt euch von den Stühlen (Michael Mittermeier hat das mal „Psycho-Jazz“ genannt).