About Face

(aus “Haunt of Fear” Nr. 27, September 1954 von Entertaining Comics veröffentlicht)

Ein einsames, düsteres Haus irgendwo in der Mitte der Vereinigten Staaten. Die Nacht dräut heran, und ein werdender Vater pirscht unruhig durch die Räume. Die Hebamme entbindet soeben seine Frau. Endlich Kindergeschrei! Zwillingsmädchen.
Doch es gibt schlechte Nachrichten. Das eine Mädchen sei so entsetzlich entstellt, dass es die Außenwelt (und auch der Vater!) niemals sehen dürfe! Seltsam, aber so geschieht es.

15 Jahre später verstirbt die Mutter und nimmt dem Ehemann auf dem Sterbebett das Versprechen ab, weiterhin nicht die verborgene Zweittochter sehen zu wollen. Die hübsche Tochter Penny teilt ihr Zimmer mit der niemals gesichteten, entstellten Olga. Doch die Lage spitzt sich zu. Der Vater insistiert und kann Penny überreden, Olga aus dem Zimmer zu lassen. Obwohl Olga in der Tat hässlich wie die Nacht (und übellaunig dazu) ist, versucht der Vater ihre Freundschaft zu gewinnen. Das geht schief. Beim Ausgang fällt Olga über Passanten her.

Der Vater zürnt und fasst einen schrecklichen Entschluss: Er erschießt Olga, um sie selber und die Welt von ihrem Elend zu erlösen (und auch, um mit der wohlgeratenen Tochter Penny ein respektables Leben zu führen). Als es zu spät ist, sieht er, dass er auch Penny getötet hat. Denn Penny und Olga waren ein und dieselbe Person – mit einem Januskopf!

Das liest sich im Comic besser als es nachzuerzählen ist. Obwohl hier viele logische Fragezeichen auftauchen (ja, die beiden sind nie gemeinsam aufgetreten und beiden stehen die Füße übrigens nach vorne!), funktioniert die Geschichte.
Der siamesische Schrecken ist ein typischer EC-Trick, den sie in mehreren Stories vorgeführt haben. Und ein Paradestück für den Ze
ichner.

Ein dunkles Geheimnis, ein makabres Drama mit tragischem Ende – das sind exakt die Stoffe, die Graham Ingels kongenial in seine Bildsprache übersetzt.
Mir scheint, in Schwarz-Weiß
(der EC Library entnommen) wirken diese Blätter oft noch wuchtiger als in Farbe.

Und achten Sie darauf, in welch grotesken Verrenkungen die Ingelsschen Gestalten posieren. Das ist in meinen Augen der „Ingels-Touch“, der diese Geschichten unvergesslich macht!