Bis das der Tod uns scheidet… („Till Death Do Us Part“)

(aus “Gespenster Geschichten” Nr. 1075, im Jahre 1995 vom Bastei-Verlag veröffentlicht)

Im hinteren Heftteil enthält dieser Comic den Nachdruck von Vic Carrabottas “Till Death Do Us Part” aus JOURNEY INTO MYSTERY Nr. 15 vom April 1954, veröffentlich von Atlas Comics.

Ein reicher Mann wird von seiner gierigen Frau nach Strich und Faden ausgebeutet und betrogen. Er sinnt auf tödliche Rache, doch kann seine Pläne nie umsetzen. Da kommt ihm ein Ereignis von außerhalb zu Hilfe – oder etwa nicht?

tothswipe„Till Death Do Us Part“ ist der meistbenutzte Titel für Horrorgeschichten, im Deutschen korrekt wiedergegeben mit „Bis dass der Tod uns scheidet…“ – womit die Eindeutschung gleich einen kapitalen Bock schießt.
Die Bastei-Leute verweigern der Überschrift ein nötiges „s“ und zementieren damit das gängige Vorurteil, dass Comiclesen verblödet!

Dazu passt auch die Geschichte. Die rasant erzählte und grotesk überzogene Schilderung der Ehehölle kippt auf Seite 3 in pure Phantastik und ein lachhaft konstruiertes Finale. Mehr verrate ich nicht.

Für Fachleute sei darauf hingewiesen, dass Zeichner Carrabotta heftige Anleihen bei den Standard-Verlag-Zeichnern Toth, Peppe und Sekowsky macht. Er kopiert regelrecht Figuren, Posen und Bildausschnitte (im Englischen nennt man solche Plagiate „swipes“).

Schauen Sie sich das Panel (rechts) von Alex Toth aus „Grip On Life“ aus THE UNSEEN Nr. 12 vom November 1953 an, dann erkennen Sie unsere Hauptfigur auf dem gleich folgenden Splash (unten) sofort wieder.

Auch inhaltlich ist „Bis das der Tod uns scheidet…“ ein wüster Cocktail aus Crime-, Horror- und Science-Fiction-Stories, wie sie gerne beim Verlag EC getextet wurden.

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Und wieder mal ein Atlas-„Quickie“, der den Leser schaudern lässt. Nicht vor wohligem Grusel, sondern vor unwohligem Ärger.
Motiv-Panscherei der übelsten Sorte! Fadenscheinig hoch drei noch dazu! Und sowas findet sich oft bei Atlas (jaja, ich bringe schon wieder die Kanonen in Stellung). Hier hat kein Atom-, sondern ein Gehirnschlag Plotfragmente zu einer peinlichen Quatschorgie verschmolzen.

Im Falle dieser Geschichte kann ich nicht mit einem Vergleich zum Original aufwarten. Keins im Netz gefunden. Und von den 400 Atlas-Pre-Code-Horrorheften besitze ich… äh… 1.
Es wäre interessant zu erfahren, wo und wie weit die Geschichte für die deutsche Fassung gekürzt wurde. Auf jeden Fall fehlt ein Stück auf Seite 4. In drei der sechs Beiträge dieser Ausgabe der Gespenster-Geschichten mogelte der Verlag Eigenwerbung hinein.

Wobei das kein Frevel sein muss. Comics wurden immer schon eingekürzt, verstümmelt oder ummontiert. Solange dabei der Handlungsfluss nicht eklatant verletzt wird, merkt der Leser das gar nicht.

 


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