Colorama

(aus “Black Cat Mystery” Nr. 45, August 1953 von Harvey Comics veröffentlicht)

Der psychedelische Höhepunkt der 50er Jahre. Bei der Lektüre phantasiert man sich im Kopf eine jazzige musikalische Untermalung. Sehr cool, sehr irre wird auf nur fünf Seiten aus subjektiver Kamera (!) und Erzählung in der zweiten Person die seltsame Geschichte eines Mannes berichtet, der plötzlich keine Farben mehr verträgt.

Ein Optiker hat die perfekte Brille für ihn, gibt sie aber nicht heraus, da sie noch schadhaft sei. Der Mann scheint die Brille jedoch so nötig zu haben, dass er den Optiker erwürgt (Nahaufnahme des sich verfärbenden Gesichts) und die Brille stiehlt. Auf der Straße weichen alle Farben aus dem Blickfeld, bis alles schwarz ist. Das Schlussbild ist ein Schwarzbild. Der Mann ist blind geworden. Die Brille war eben noch nicht ausgereift.

Logisch ist das alles nicht, und der Mord hätte eigentlich nicht sein brauchen.
Wieso war der Optiker kein Hexer, der den Mann reinlegen wollte? Wäre auch so gegangen.
Ach so: Den Comic zeichnete Bob Powell, das ebenso berühmte psychedelische Titelbild zur Story gestaltete Warren Kremer.

Im Anschluss zeige ich hier noch eine Zensur durch den Comics Code.
In der retuschierten Fassung von 1958 erscheint im letzten, schwarzen Bild ein Text, der
NICHT in der Originalfassung zu finden war.
„Nach ein paar Tagen kannst du wieder sehen?“- Pustekuchen!
In dieser abgemilderten Neufassung wird der Optiker auch nicht ermordet (sondern nur bestohlen) – also ist es nur logisch, dass der Brillendieb nicht sooo hart bestraft zu werden braucht.

Fazit: Die pre-code-Geschichte schildert einen Affektmord aus Verzweiflung mit anschließender Erblindung, die post-code-Geschichte bloß einen unbefriedigenden Besuch beim Optiker.

 


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