Nightmare Merchant

(aus “Strange Fantasy” Nr. 7, im August 1953 von Ajax Farrell Comics veröffentlicht)

nightmaremerchantEin junges Paar bezieht ein Haus, das ihnen der Vormieter möbliert überlässt. Beide aber befällt bald ein ungutes Gefühl, dass das Gebäude kein gutes Karma verbreitet.
Auch der Vormieter hinterlässt einen unheimlichen Eindruck. Bei der Hausreinigung entdeckt die Frau eine Batterie blutgefüllter Milchflaschen. Sie versteckt sie im Keller, um ihren Mann nicht zu beunruhigen.
Da dringt auch schon der Vormieter in die Bude ein, jagt die Frau durchs Haus und schreit nach „Das Blut! Gib mir das Blut!“.

Vor ihren Augen leert er die Flaschen, rülpst herzhaft und verabschiedet sich artig. Der Mann kommt heim, es gibt ein Krisengespräch und beiden wirk klar: Ihr Vormieter ist ein Vampir, er bezieht offenbar Blut in Milchflaschen und hat vergessen, den „bloodman“ (nicht „milkman“) abzubestellen. „Das ist die einzig mögliche Erklärung“ – in der Tat.

Ob Peter und Anne die lästigen Blutlieferungen noch stornieren können, das erfahren Sie im folgenden Vollscan zum Thema „My Horrible Romance“:

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Hossa! Da hat der Blutmann doch glatt nicht seine Lieferung, sondern Peter und Anne storniert!

Das ist die hohe Kunst des Horrors: In den Alltag zweier normaler Menschen bricht das Grauen ein, am Ende gibt es keine Rettung, sondern nur Gänsehaut. Für uns Leser, fein. Ganz toll zudem ist die Erfindung des Bloodman mit den blutgefüllten Milchflaschen.

Ein pärchentherapeutischer Blick auf die Geschichte um den „Kaufmann der Alpträume“ sei erlaubt: Selbst diese glückliche Ehe der 50er Jahre ist überschattet von übermächtiger Schicksals-Mechanik. Das Haus ist Sinnbild der jungen Ehe, in der man sich nun einrichten muss. Obwohl man sich unwohl fühlt, überfordert, unsicher und angespannt. Ein Erwartungsdruck lastet auf Peter und Anne.

Das Blut symbolisiert die weibliche Regel, dessen Ausbleiben eine Schwangerschaft ankündigt. Anne kann nicht schwanger werden. Das ist ihr peinlich und unheimlich, sie verbirgt das Blut im Keller. Doch Mr. Black, der Agent der amerikanischen Gesellschaft, zerrt diesen Vorgang ans Tageslicht. Er ist ein Lustmolch und Wüstling, der das Blut hemmungslos und ekstatisch aufzehrt. Mr. Black steht für den Sexus an sich.

Ist Peter, der herzschwache Ehemann, womöglich impotent? Sein gutes Herz zu krank für heiße Paarungsspiele? Er will nur Wasser und verflucht die vampirische Ideologie der USA, die von ihren jungen Paaren Kinder erwartet. Deshalb schreitet der henkershafte Blutmann ein und enfernt dieses unnütze Paar aus der Vorstadt. Mögen die nächsten jungen Leute ihre Chance bekommen!

Na, ist das wuchtig, oder was?! Give me five, Sigmund Freud!

Die Bilder zu „Nightmare Merchant“ habe ich aus Jim Trombettas Buch „The Horror! The Horror! Comic Books the Government Didn’t Want You to Read“ entnommen. Da sich Mr. Trombetta auf meine Anfrage hin (seinen Abdruck verwenden zu dürfen) nie gemeldet hat, tue ich dies nun eigenmächtig.
Verweise aber werbend auf sein exzellentes Buch zum Pre-Code-Horror, was Sie sich bei Amazon Deutschland anschauen und auch bestellen können.

 


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