Der Horror-Kanon

Durch betriebsbedingte Blindheit ist mir bisher entgangen, dass Sie, liebe Leser, wahrscheinlich gar nicht wissen, welche Comics überhaupt „pre-code“-Horrorhefte SIND. Das sollten Sie aber, allein damit Sie auf dem Digital Comic Museum oder Comic Book Plus nach solchen Heften suchen und diese ansehen können.

Deshalb reiche ich nun eine Auflistung nach – geordnet nach Verlagen und Titeln. Dieses Unterfangen ist allerdings kein leichtes, denn es gilt Grenzen zu setzen. Zwischen Horror und Science Fiction und zwischen Horror und Crime.

Comichistoriker John Benson hat für das Fachbuch „Four Color Fear“ (Fantagraphics, 2010) eine eng gefasste Auswahl präsentiert – und kommt auf 1.371 Hefte. Dennoch führt er einige Science Fiction-Hefte und Kuriosa im Programm.
Mike Bentons Listung in „Horror Comics – The Illustrated History“ (Taylor Publishing, 1991) erstreckt sich über vier Jahrzehnte und erfasst nicht nur „Precoders“, deckt sich allerdings größtenteils mit der von Benson.
Großzügiger verfährt George Suarez in seinem Fanzine „Tales Too Terrible To Tell“ (New England Comic Press, 1991-93): Seine Aufzählung beinhaltet einige Grenzgänger und landet bei einem Gesamtausstoß von 1.450 Heften.

Mein Kanon wird so schlank wie möglich sein, dafür aber auf alle möglichen „Ausreißer“ hinweisen. Also ein „Kanon Plus“ mit Ratgeber für weiterführende Studien. Doch zunächst zurück zur Definitionsfrage:

Was fällt generell unter „Horror“?
Eine Diskussion, die man am besten vermeidet. Sie kommen in Teufels Küche…

Radikal lösbar ist es am Beispiel von Science Fiction: Alles mit Weltraum, Zukunft oder Raketen ist SF – Basta! Auch wenn sich draußen im All Vampire tummeln.

Das Problem ist die Schnittstelle von Horror zur Crime Story.
„The evil side of human nature“ – „Das Böse im Menschen schlechthin“.

Horrorforscher George Suarez hat sich den Kopf zerbrochen und sich an folgender Definition versucht:

Das hat schon viel Schönes, aber gerade Punkt 2 ist schwammig und lässt sich zur Vereinnahmung vieler „Hybriden“ ausnutzen.

Mit „Hybrid“ sei eine Geschichte gemeint, die zwei Genres bedient. Ich denke dabei an Al Williamsons „Saved“ aus ECs WEIRD FANTASY Nr. 21, in welcher es um ebenjene Vampire im Weltraum (tatsächlich!) geht.
Unumstößliche Tatsache ist, dass es Hybridgeschichten gibt. Die Frage ist, ob es auch Hybridhefte geben kann? Bestimmt die Mehrzahl der Genres der Geschichten in einem Heft über das Genre des Komplettheftes?

Was ist mit den SHOCK SUSPENSTORIES von EC? Ein Sammeltitel für Crime-, Science Fiction-, Horror-Geschichten. Inklusiver solcher, die sich beim besten Willen nicht klassifizieren lassen.
Viele müsste man als „human drama“ definieren (wie Verbrechen aus Versehen oder fatale Irrtumsentscheidungen).

Eine interessante Unterteilung des Horrorgenres in drei Subgenres fand ich bei Harald Havas, dem Texter des Kataloges zur Ausstellung „Comic Welten“ (Edition Comic Forum, 1993). Havas unterscheidet „Grusel“, „Horror“ und „Terror“. Dabei geht es dem Autor um den Wirkungsgrad der Geschichten. Von „harmlos“ über „tödlich“ hin zu „brutal“.

Ich möchte mir diese Begriffe gerne leihen (denn man kann sie recht gut handhaben), aber ein wenig anders befrachten:
Grusel“ bezeichnet demnach die milden Stories um Geister, Flüche, Hexen und Gespenster, die ein Happy End für die menschlichen Protagonisten bereithalten.
Horror“ ist unser blutiges Kerngeschäft. Vampire, Werwölfe und Zombies fordern Menschenopfer. Wahnhafte Wissenschaftler begehen wahnsinnige Verbrechen. Teufel und Dämonen reißen Neugierige ins ewige Verderben. Mumien und Monster gehen über Leichen.
Terror“ meint all die Schockgeschichten ohne übernatürliches Element, also die brutalen Crime-Stories ohne das Vorkommen von Polizisten und Detektiven. In denen es um die Planung, Durchführung und Vertuschung von Morden geht.

Wann wird Verbechen zu Horror?

Alles mit Gesetzeshütern wäre „crime comic“. Wobei es auch hier wieder Grenzfälle gibt, z.B. Standard’s Einmal-Ausgabe WHO IS NEXT?, in welcher grauenvoll kranke Verbrechen von Psychopathen in aller Ausführlichkeit geschildert werden.
Die Täter werden jedoch in allen Fällen gestellt bzw. unschädlich gemacht. Ist das Horror?

Und was ist mit der kompletten Reihe CRIME SUSPENSTORIES vom Qualitätsverlag EC?
(Ich weiß, schon wieder ein EC-Beispiel, aber die sind so schön griffig. Zudem wissen viele, was gemeint ist).

Die Verlage selber haben alles getan, um Grenzen zu verwischen. Bleiben wir bei EC.
Im Horrorheft HAUNT OF FEAR Nr. 25 finden wir George Evans‘ Klassiker „Indisposed“. Ein Alltagsverbrechen, das durch einen dummen Zufall auffliegt. Klarer Fall von „Terror“.
Gehörte eigentlich ins Schwesterheft CRIME SUSPENSTORIES.

In allen Serien von Atlas/Marvel finden sich bunte, austauschbare Wundertüten, die man fast nach Gusto unter Horror, Science Fiction oder Crime/Suspense rubrizieren könnte.

Nicht zuletzt haben die Macher der Grand Comics Database kürzlich ihre Kategorisierung einzelner Stories von „Horror“ auf „horror-suspense“ erweitert. Um die Türe in Richtung „Terror“ wie auch „Grusel“ aufzumachen.

Fazit : Es lässt sich keine Grenze ziehen! Es bleibt Ermessensfrage.

Man möchte ja auch gerne gute Geschichten vereinnahmen. Es täte ja weh, ein paar geniale Grenzgänger in den Orkus des Vergessens zu stoßen.
Deshalb präsentieren wir eine kommentierte Liste, die offen ist für Entdeckungen am Wegesrand. Sollten SIE noch von interessanten Horrorgeschichten wissen, bitten wir um Mitteilung.

 

KANON der PRE-CODE HORRORCOMICS

(Vorbemerkung: Die chaotische Nummerierung vieler Titel hängt mit der Beschaffenheit der damaligen Comiclandschaft zusammen. Oft wurden Titel spontan umbenannt, deren Heftzählung jedoch fortgeführt. In manchen Fällen existieren zwei Hefte mit derselben Nummer.)

 

ACE

BAFFLING MYSTERIES Nr. 5 – 24

CHALLENGE OF THE UNKNOWN Nr. 6

THE BEYOND Nr. 1 – 30

WEB OF MYSTERY Nr. 1 – 27

HAND OF FATE Nr. 8 – 25 (a+b)

Kurioserweise existieren zwei Fassungen von HAND OF FATE Nr. 25 (die andere hätte eigentlich Nr. 26 sein sollen).
Vier weitere Ausgaben von WEB und BAFFLING sind nicht mehr pre-code-Comics, sondern erscheinen mit dem Siegel der Selbstzensur und präsentieren ausschließlich Nachdrucke.
Die 40er Jahre-Titel FOUR FAVORITES und SUPER-MYSTERY COMICS beinhalten zum Teil Mystery-Geschichten sowie das Feature „The Unknown“, ein Hand-Of-Fate-Vorläufer.
Verlagsbesprechung und alle bekannten Infos über ACE HORROR finden sich HIER auf meiner englischen Spezialseite.

Stammzeichner: Lou Cameron, Jim McLaughlin, Ken Rice, Louis Zansky, Mike Sekowsky, Chic Stone, Sy Grudko, Charles Nicholas, Bill Molno, Lin Streeter und Frank Giusto alias “Ace Baker”.

 

ACG (AMERICAN COMICS GROUP)

ADVENTURES INTO THE UNKNOWN Nr. 1 – 61

FORBIDDEN WORLDS Nr. 1 – 34

OUT OF THE NIGHT Nr. 1 – 17

SKELETON HAND Nr. 1 – 6

THE CLUTCHING HAND Nr. 1

Die Serien ADVENTURES und FORBIDDEN werden als „code-approved“ weitergeführt.

Stammzeichner: Edvard Moritz, Charles Sultan, Al Williamson, George Wilhelms, Harry Lazarus, Lin Streeter, Jon Blummer, Ken Landau.

 

AJAX-FARRELL

FANTASTIC FEARS Nr. 7, 8, 3 – 9

FANTASTIC Nr. 10 + 11

HAUNTED THRILLS Nr. 1 – 18

STRANGE FANTASY Nr. 2, 2 – 14

VOODOO Nr. 1 – 18

(im Heft STRANGE FANTASY Nr. 8 fand ich eine reinrassige Kriegsgeschichte: „Guided Death“, über den heldenhaften Piloten eines automatisierten Kampfflugzeugs – Frechheit! – Solches „Auffüllen“ mit Kriegs- und Dschungelabenteuern scheint bei Ajax-Farrell öfters vorzukommen, also Vorsicht)

Die Hefte dieses Verlags wurden vom Iger Zeichenstudio befüllt. Bekanntester (und stilprägender) Künstler dieser anonym arbeitenden Truppe ist der langjährige „Sheena“-Zeichner Robert Hayward Webb.

Stammzeichner: Robert Webb und einige, die ihn imitieren konnten.

 

ATLAS / MARVEL

ADVENTURES INTO TERROR Nr. 43, 44, 3 – 31

ADVENTURES INTO WEIRD WORLDS Nr. 1 – 30

AMAZING DETECTIVE CASES Nr. 11 – 14

AMAZING MYSTERIES Nr. 32, 33

ASTONISHING Nr. 6 – 37

CAPTAIN AMERICA’S WEIRD TALES Nr. 74, 75

JOURNEY INTO MYSTERY Nr. 1 – 22

MARVEL TALES Nr. 93 – 131

MENACE Nr. 1 – 11

MEN’S ADVENTURES Nr. 21 – 26

MYSTERY TALES Nr. 1 – 26

MYSTIC Nr. 1 – 36

SPELLBOUND Nr. 1 – 23

STRANGE TALES Nr. 1 – 34

SUSPENSE Nr. 3 – 29

UNCANNY TALES Nr. 1 – 28

VENUS Nr. 14 – 19

Atlas hat nahezu unübersichtlich viele Titel aus allen Genres produziert, allein im Horrorsektor ca. 400 Hefte! Da ich mich hier nur stichprobenartig auskenne, folge ich den Expertisen der US-Fachleute.

Die Serien ASTONISHING, JOURNEY INTO MYSTERY, MARVEL TALES, MYSTERY TALES, MYSTIC, SPELLBOUND, STRANGE TALES und UNCANNY TALES werden als „code-approved“ weitergeführt.

Stammzeichner: Joe Maneely, Bill Everett, Russ Heath, Joe Sinnott, George Tuska, John Romita, Tony DiPreta, Gene Colan.

 

AVON

CITY OF THE LIVING DEAD

THE DEAD WHO WALK

DIARY OF HORROR Nr. 1

NIGHT OF MYSTERY

PHANTOM WITCH DOCTOR

EERIE Nr. 1 (1947)

EERIE Nr. 1 – 17 (zweite Serie)

WITCHCRAFT Nr. 1 – 6

Der Avon-Verlag brachte neben den Serien EERIE und WITCHCRAFT fünf „one-shots“ heraus, die zwar wie Horror-„Romane“ aussahen, im Innenteil jedoch ganz normale Hefte mit Comic-Kurzgeschichten waren.
Die frühen Ausgaben der Reihe STRANGE WORLDS weisen einige Hybridhefte auf. Science Fiction vermischt mit Abenteuer und Mystery.

Stammzeichner: Alvin Hollingsworth, Everett Raymond Kinstler, Harry Lazarus, Norman Nodel und Vince Alascia.

 

CHARLTON

STRANGE SUSPENSE STORIES Nr. 16 – 22

THE THING Nr. 1 – 17

THIS IS SUSPENSE Nr. 23

THIS MAGAZINE IS HAUNTED Nr. 15 – 21

THIS IS SUSPENSE wird kurzzeitig als „code-approved“ weitergeführt. Die Reihen THIS MAGAZINE IS HAUNTED sowie die STRANGE SUSPENSE STORIES (die Charlton aus der „Konkursmasse“ von Fawcett übernimmt und weiterführt) leben Jahre später noch einmal unter dem Code auf.

Die Reihe LAWBREAKER’S SUSPENSE STORIES (Nr. 10 – 15) widmet sich (wie ECs CRIME SUSPENSTORIES) der Schilderung grausamer Verbrechen – ohne Gangsterbanden, mit Twist!

Ehe Charlton „Charlton“ hieß, erschienen in der Mittvierziger-Serie YELLOWJACKET einige der ersten Horrorfeatures überhaupt, die Minireihe „Tales Of Terror“ – ein Essay darüber findet sich HIER.

Stammzeichner: Bob Forgione, Steve Ditko, Dick Giordano, Albert Tyler, John Belfi, Seymour Moskowitz, Dick Ayers.

 

COMIC MEDIA

HORRIFIC Nr. 1 – 13

TERRIFIC Nr. 14

WEIRD TERROR Nr. 1 – 13

Die Westernreihe DEATH VALLEY (Nr. 1 – 6) ist nicht nur wunderschön gezeichnet, sondern kommt mit erstaunlich viel Gewalt einem Horrorhybriden nahe – „hardboiled“!
Auch der Kriegstitel WAR FURY (Nr. 1 – 4) ist ungewöhnlich blutig und actionbetont.

Stammzeichner: Don Heck, Rudy Palais, Pete Morisi, Alberta Tewks, Marty Elkin.

 

DS/PL PUBLISHING

WEIRD ADVENTURES Nr. 2, 3

Die Nummer 1 ist kein Horror-, sondern ein Crime-Comic.

 

DC

HOUSE OF MYSTERPhantomStranger#4Y Nr. 1 – 35

PHANTOM STRANGER Nr. 1 – 6

SENSATION COMICS Nr. 107 – 109

SENSATION MYSTERY Nr. 110 – 116

Die Serie HOUSE OF MYSTERY wird als „code-approved“ weitergeführt. PHANTOM STRANGER scheint ein echtes Gruselheft zu sein, wird jedoch von keinem Horrorforscher erwähnt! Äußerst merkwürdig. Wir überprüfen das!

Nachtrag November 2014:  DC HORROR erweist sich als ein Fall für sich, da JEDE Serie nur höchst selten reinen Horror bietet. Meist lösen sich die fantastischen Begebenheiten in noch fantastischeren „logischen Erklärungen“ auf!
Allein, um solche Vorgänge an den Pranger stellen zu können, beziehe ich alle Hefte in den Kanon mit ein. Meine ausführliche Studie über DC HORROR ist in Arbeit…

Stammzeichner: Curt Swan, Ruben Moreira, Bob Brown, Jim Mooney, Howard Purcell, Leonard Starr, Bill Ely, Nick Cardy, Jerry Grandenetti, Carmine Infantino, Murphy Anderson.

 

EC (Entertaining Comics)

CRYPT OF TERROR Nr. 17 – 19

TALES FROM THE CRYPT Nr. 20 – 46

VAULT OF HORROR Nr. 12 – 40

HAUNT OF FEAR Nr. 15 – 17, 4 – 28

3-D TALES FROM THE CRYPT OF TERROR NR. 2

In der Reihe CRIME SUSPENSTORIES (Nr. 3 – 16) gibt es Gastauftritte der Old Witch, die Horrorgeschichten aus ihrer „Haunt of Fear“ präsentiert.
Auch ansonsten sind diese Hefte heiß empfohlen! Die hier geschilderten Verbrechen haben nichts mit „cops and gangsters“ zu tun, sondern loten wunderbar „Das Böse im Menschen schlechthin“ aus.

Ebenfalls horrorlastig sind einige Ausgaben des Schwesterheftes SHOCK SUSPENSTORIES (siehe separate Besprechung HIER).

Stammzeichner: Graham Ingels, Jack Davis, Johnny Craig, Jack Kamen, George Evans, Al Feldstein, Joe Orlando.

 

FAWCETT

BEWARE! TERROR TALES Nr. 1 – 8

UNKNOWN WORLD Nr. 1

STRANGE STORIES FROM ANOTHER
WORLD Nr. 2 – 5

WORLDS BEYOND Nr. 1

WORLDS OF FEAR Nr. 2 – 10

STRANGE SUSPENSE STORIES Nr. 1 – 5

THIS MAGAZINE IS HAUNTED Nr. 1 – 14

Fawcett ist das Verlagshaus der “Superman”-Konkurrenz CAPTAIN MARVEL. Der langlebige Anthologie-Titel WHIZ COMICS (die Titelstory gehörte immer dem Captain) präsentiert in den letzten Ausgaben (Nr. 153 – 155) fast ausschließlich Horrorthematik.

Stammzeichner: Sheldon Moldoff, Bernard Bailey, George Evans, Bob McCarty, Bob Powell, Bud Thompson – sowie ein unidentifizierter Zeichner, den Jim Vadeboncoeur, Jr. und ich “Faux-T.” getauft haben (fragen Sie nicht…). Ich glaube inzwischen, dass es sich dabei um Ed Waldman handelt.

 

FICTION HOUSE

MONSTER Nr. 1, 2

GHOST COMICS Nr. 1 – 11

In diesen Heften finden sich viele Nachdrucke aus der Serie JUMBO COMICS, in der 1942 das Mystery-Feature „Ghost Gallery“ installiert wurde – und 126 Folgen lang lief!
Im Schwesterheft RANGERS COMICS erschienen mehrere Folgen einer Serie namens „The Werewolf Hunter“, die jedoch nicht von Werwölfen, sondern von Professor Broussard handelt, der okkulten Phänomenen nachspürt.
Des Weiteren präsentiert der Titel WINGS COMICS ein paar mystische Fliegergeschichten unter dem Signet „Ghost Squadron“.
Verlagsbesprechung und alle bekannten Infos über FICTION HOUSE HORROR finden sich HIER auf meiner englischen Spezialseite.

Stammzeichner: John Belcastro, A. Albert, Bill Discount, Bill Benulis und Jack Abel.

Stammzeichner der 40er Jahre Features: Alex Blum, Rafael Astarita, Jack Kamen, Lily Renée.

 

GILMOR / KEY / STANMOR

(Verlage des Herausgebers Stanley Morse,
der Einfachheit halber zusammengefasst)

MISTER MYSTERY Nr. 1 – 19

WEIRD CHILLS Nr. 1 – 3

WEIRD MYSTERIES Nr. 1 – 12

Der vielbemühte Titel WEIRD TALES OF THE FUTURE wird überall als Horrortitel geführt, ist meiner Meinung nach jedoch ein lupenreines Science Fiction-Heft. Die Nummer 8 ist zudem identisch mit den WEIRD MYSTERIES Nr. 1.

Stammzeichner: Eugene Hughes, Sal Trapani, Basil Wolverton, Tony Mortellaro, Charles Stern, Ed Smalle.

 

HARVEY

BLACK CAT MYSTERY Nr. 30 – 53

CHAMBER OF CHILLS Nr. 21 – 24, 5 – 26

TOMB OF TERROR Nr. 1 – 16

WITCHES TALES Nr. 1 – 28

Bei TOMB OF TERROR sei einschränkend angemerkt,  dass die Nummer 13 + 14 reiner Science Fiction sind, 15 + 16 Hybridhefte.

THRILLS OF TOMORROW ist ein SF-Titel. Die beiden ersten Hefte (Nr. 17 + 18) sind mit Nachdrucken aus Horrortiteln gefüllt!.

Die Serie ALARMING TALES (Nr. 1 – 6) ist ein Versuch aus den späten 50er Jahren, Science Fiction vermischt mit Mystery anzubieten. Eine Entdeckung, denn diese Hefte sind ansprechend gezeichnet und kreativ getextet! Eine verborgene Perle im „code-approved“ Brei.

Stammzeichner: Bob Powell, Rudy Palais, Howard Nostrand, Lee Elias, Morris „Mo(e)“ Marcus, Vic Donahue, Manny Stallman, John Giunta, Warren Kremer, Don Perlin, Abe Simon, Joe Certa, Jack Sparling, Al Avison.

 

MASTER / STORY

DARK MYSTERIES Nr. 1 – 22

MYSTERIOUS ADVENTURES Nr. 1 – 23

SECRET MYSTERIES Nr. 17

Alle vier Titel werden kurzzeitig als „code-approved“ weitergeführt.

Sonderfall in der Betrachtung der Schwesterverlage Master & Story ist der Titel FIGHT AGAINST CRIME (Nr. 1 – 21).
Diese Serie beginnt als Krimiheft, wandelt sich in späteren Ausgaben (etwa ab der Nummer 10) zu einen höchst reizvollen Horror-Crime-Hybriden.

Seltsamkeit sind die SECRET MYSTERIES, die mit Nummer 17 vom Verlag Trojan herüberkommen und noch zwei weitere Ausgaben unter dem Siegel der Zensur bestreiten. Sie werden von keinem Horrorforscher sonst erwähnt…

Stammzeichner: Dick Beck, Hy Fleishman, Doug Wildey, Alvin Hollingsworth, John D’Agostino, Ross Andru, Edward Goldfarb – sowie ein mysteriöses Art Studio „Palette“.

 

PREMIER

HORROR FROM THE TOMB Nr. 1

MYSTERIOUS STORIES Nr. 2

Die Serie MYSTERIOUS STORIES wird als „code-approved“ bis Nr. 7 weitergeführt.

Diese Miniproduktion habe ich spaßeshalber akribisch mit dem Essay PREMIER HORROR! abgehandelt, und zwar HIER.

 

PRIZE

BLACK MAGIC Nr. 1 – 33

FRANKENSTEIN Nr. 18 – 33

Bemerkenswert an FRANKENSTEIN ist, dass dieser Titel von Nr. 1 – 17 humoristischen Inhalts ist, sich dann aber zum düsteren Horrorheft wandelt.
Neben einer Titelgeschichte mit dem Monster finden sich pro Heft ein oder zwei Horrorstories ohne Anbindung an den Frankenstein-Kosmos.

Ebenfalls ein Sonderfall ist ein weiterer Titel: STRANGE WORLD OF YOUR DREAMS (Nr. 1 – 4) handelt von seltsamen Träumen und deren Deutung (tatsächlich!), ist meiner Ansicht nach aber kein Horrorheft.
Die Serie BLACK MAGIC wird als „code-approved“ weitergeführt.

Stammzeichner: Dick Briefer, Joe Simon, Jack Kirby, Mort Meskin, Marvin Stein, Bill Draut, Bruno Premiani, George Roussos, John Prentice, Bob McCarty, Bill Walton, Al Eadeh, Harry Lazarus.

 

QUALITY

INTRIGUE Nr. 1KenShannon#6_bearbeitet-1

WEB OF EVIL Nr. 1 – 21

INTRIGUE (ein „one-shot“ aus dem Winter 1955) könnte man fast von der Liste streichen.
Abgesehen von der Titelgeschichte handelt es sich um Nachdrucke aus Qualitys alleiniger Horrorserie WEB OF EVIL.

Der Verlag etablierte in seinem Anthologietitel POLICE COMICS den bulligen Privatdetektiv KEN SHANNON, der für zehn Ausgaben sein eigenes Heft bekam. Dort finden sich versprengte, als Horror aufgemachte Mystery-Geschichten, deren Spuk sich jedoch in rationalen Erklärungen auflöst.

Stammzeichner: Jack Cole und ganz wenige andere, die (noch) nicht identifiziert sind und wahrscheinlich in ulkigen Kombinationen (mit oder ohne Cole) zusammengearbeitet haben.
Die Namen, die auf Grand Comics Database genannt werden, sind kompletter Unfug – alles muss man selber machen. Nachtrag: Mittlerweile habe ich in zwei Sitzungen mit Jim Vadeboncoeur, Jr. alle Hefte korrigiert.
Stammzeichner sind Jack Cole (in den ersten 11 Ausgaben), Charles Nicholas und Louis Ravielli. Eine ganze Reihe von Geschichten lässt sich weiterhin nicht zuordnen (obwohl es tolles Profi-Artwork aufweist). Naja, wir arbeiten dran…

 

STANDARD

THE UNSEEN Nr. 5 – 15

OUT OF THE SHADOWS Nr. 5 – 14

ADVENTURES INTO DARKNESS Nr. 5 – 14

Im Internet existiert ein ADVENTURES INTO DARKNESS Nr. 15, was seinerzeit nicht veröffentlich wurde.
Die Serien FANTASTIC WORLDS und LOST WORLDS sind Science-Fiction-Hefte.
Auch horroraffin klingende Titel wie BLACK TERROR, EXCITING COMICS, DATE WITH DANGER und STARTLING COMICS sind Anthologiehefte über Superhelden, Cowboys, Weltkriegsspione, Piraten, Raumfahrer und Dschungelprinzessinnen.
Verlagsbesprechung und alle bekannten Infos über STANDARD HORROR finden sich HIER auf meiner englischen Spezialseite.

Stammzeichner: Mike Sekowsky, Rocco Mastroserio, George Roussos, Jack Katz, Alex Toth, John Celardo, Gene Fawcette, Nick Cardy, Ross Andru.

 

STAR

Diese Hefte sehen auf dem Cover unglaublich nach Horror aus, sind aber oft nichts als Mogelpackungen!

Ich habe mir erlaubt, hier mal auszusieben und auf einen harten Kern zu reduzieren. Die BLUE BOLT WEIRD TALES (Nr. 111 – 119) beinhalten pro Ausgabe lediglich eine oder zwei Gruselgeschichten, gleiches gilt für die GHOSTLY WEIRD STORIES (Nr. 120 – 124).

SPOOK (Nr. 22 – 30) dagegen tritt als blutarmer Horror-Crime-Hybrid auf, den ich kaum gelten lassen möchte.
Die STARTLING TERROR TALES Nr. 10 sind tatsächlich ein Horrorheft, über die sonst dem Kanon zugeschriebenen Folgeausgaben Nr. 11 – 14, und 4 – 11 (zweiter Anlauf) kann ich nichts Endgültiges sagen, da mehrere davon nicht vorliegen.
Die ich gesehen habe, waren größtenteils reine Crime-Comics. Also Finger weg von den STARTLING TERROR TALES…

Die Titel SHOCKING MYSTERY CASES und TERRORS OF THE JUNGLE sind schon richtig tituliert, sie präsentieren Crime- bzw. Dschungelgeschichten. Hinter den TERRIFYING TALES verbergen sich ausschließlich weitere Dschungelabenteuer.

So wenig ich STAR HORROR für Horror halte, sei doch darauf hingewiesen, dass in den Nachdrucken oft das Feature „Sergeant Spook“ verwendet wird. Diese 40er Jahre Reihe handelt von dem Jungen Jerry, der – begleitet vom Geist eines verstorbenen Polizisten – Abenteuer erlebt und Verbrechen aufklärt.

Stammzeichner: Jay Disbrow gestaltete die frischen Horrorgeschichten, viele andere Zeichner erscheinen im Nachdruck mit alten Beiträgen aus den Genres Dschungel, Krieg, Crime und Science Fiction.

 

STERLING

THE TORMENTED Nr. 1 + 2

Zwei vollgültige Horrorhefte, noch dazu hübsch gezeichnet von Mike Sekowsky und Mike Roy.

 

ST. JOHN

3-D HOUSE OF TERROR Nr. 1

STRANGE TERRORS Nr. 1 – 7

WEIRD HORRORS Nr. 1 – 9

NIGHTMARE Nr. 3, 11, 12

Die ersten Ausgaben der STRANGE TERRORS und WEIRD HORRORS enthalten jede Menge Nachdrucke alter 40er Jahre Mysterygeschichten aus DYNAMIC COMICS, PUNCH COMICS, YANKEE COMICS und RED SEAL COMICS.

Die AMAZING GHOST STORIES Nr. 14 – 16 sind ebenfalls Horrorhefte, aber komplett gefüllt mit Nachdrucken von zwei Jahre zuvor erschienenen Geschichten des Verlags ZIFF-DAVIS, deshalb können sie hier von der Liste gestrichen werden (weil Doubletten).

NIGHTMARE ist in der Tat ein Alptraum, denn die Nr. 3 sollte wohl bei ZIFF-DAVIS rauskommen (die Nr. 1 und 2 veröffentlicht hatten und dann ihre NIGHTMARE-Reihe abgebrochen hatten). Die Ausgaben 10 bis 13 führen die Nummerierung des Titels WEIRD HORRORS weiter.
NIGHTMARE Nr. 10 hab ich jedoch von meiner Liste genommen, denn er präsentiert kurioserweise nur Nachdrucke von ZIFF-DAVIS-Titeln (konkret: WEIRD THRILLERS Nr. 2), dann folgt zwei Hefte lang frische Ware, um mit NIGHTMARE Nr. 13 wieder einen Komplettnachdruck zu bieten (nämlich WEIRD THRILLERS Nr. 3). Es ist zum Mäuse melken.
Das Heft benennt sich mit Nr. 14 in AMAZING GHOST STORIES um – und druckt wieder alte Ware von ZIFF-DAVIS. Verwirrend? Ich weiß. Pre-Code-Horror war der Horror.

Stammzeichner: Joe Kubert, Bob Forgione, Bill Molno, Pete Morisi, Albert Tyler, Lou Cameron, Don Perlin und Abe Simon.

 

SUPERIOR

„Fifty Shades of Grey“ – Dreckschleier im Superior-Druck

JOURNEY INTO FEAR Nr. 1 – 21

STRANGE MYSTERIES Nr. 1 – 21

MYSTERIES WEIRD AND STRANGE Nr. 1 – 11

Die Hefte dieses (kanadischen!) Verlags schockieren Leser seit Generationen mit dem miesesten Druck, den Comics je gesehen haben.

Keine Schwarztiefe, verwaschene Farben, zum Teil durchziehen weiße Flecken und Streifen einige Seiten. Anderer beliebter Druckfehler sind die mit tiefgrauem Schmutzschleier überzogenen Bilder.

Die nackte Schande! Und unglaublich schade, denn diese Titel präsentieren oft zum Schreien komische und durchgeknallte Geschichten…
Inhaltlich befüllt wurden die „Superiors“ (der Name ist nicht Programm, sondern Hohn!) vom Iger Zeichenstudio. Bekanntester (und stilprägender) Künstler dieser anonym arbeitenden Truppe ist der langjährige „Sheena“-Zeichner Robert Hayward Webb.

Stammzeichner: Robert Webb und einige, die ihn imitieren konnten.

 

TOBY / MINOAN

TALES OF TERROR Nr. 1

TALES OF HORROR Nr. 1 – 13

Der Titel PURPLE CLAW (Nr. 1 – 3) ist komplett in den späten Ausgaben der TALES OF HORROR nachgedruckt (und erscheint deshalb nicht auf der Liste).

Die TALES OF TERROR erschienen nur einmal, da EC den Titel bereits für seinen Jahresband von Horrornachdrucken belegte.

Stammzeichner: Ben Brown und David Gantz, Myron Fass, Mel Keefer, Jack Sparling, Louis Ravielli, Bill Molno.

 

TROJAN

BEWARE Nr. 13 – 16, 5 – 14

Trojans einzige Horrorserie BEWARE ist ein echter Verwirr-Titel.

Erstens führt der Verlag Youthful diesen Namen für drei Ausgaben (s. u.), dann geht er an Trojan über für weitere vier Ausgaben.
Dann verlang das Postministerium eine Neunummerierung des Titels, und BEWARE erscheint für nochmal zehn Hefte. Wobei die Nummern 10 – 14 also doppelt existieren (erster Lauf und zweiter Lauf). Konnten Sie mir bis hier folgen?

Des Weiteren darf man BEWARE nicht mit der Fawcett-Reihe BEWARE! TERROR TALES verwechseln… Eine zweite Nummer BEWARE Nr. 15 erscheint noch „code-approved“. Da kann man nur noch rufen: Aaarrrggghhh!!!

Trojan hatte noch zwei „Mystery“-Titel im Aufgebot: CRIME MYSTERIES (Nr. 1 – 15) und SECRET MYSTERIES. Die Einmalausgabe SECRET MYSTERIES Nr. 16 führte die Serie CRIME MYSTERIES fort. Beides sind Hybriden zum Bereich „Horror“ und einen Seitenblick wert.

Stammzeichner: Harry Harrison, Albert Tyler, Gerald Altman, Henry C. Kiefer, Myron Fass, John Forte, Art Gates, Sid Check, Leo Morey, Morris „Mo(e)“ Marcus, Alvin Hollingsworth.

 

YOUTHFUL

FANTASTIC Nr. 9

BEWARE Nr. 10 – 12

CHILLING TALES Nr. 13 – 17

Von der Kleinproduktion von Youthful liegen nur zwei der insgesamt acht Hefte komplett vor.
Hier kann noch Pionierarbeit geleistet werden.
Das andere Heft der Reihe FANTASTIC, Nr. 8 nämlich, zählt ins Genre Science Fiction.

(Wobei mir bei Betrachtung des Covers auffällt, dass dieser Titel eigentlich BEWARE! THIS MAGAZINE IS FANTASTIC heißt… Das erinnert fatal an gleich zwei Titel aus dem Hause Fawcett – BEWARE! TERROR TALES bzw. THIS MAGAZINE IS HAUNTED… Zufall? Oder perfide Imitation?)

Youthful scheint inhaltlich mit Trojan zu kooperieren. John Bensons Liste in „Four Color Fear“ führt die Verlage als gemeinsames Unternehmen.

Stammzeicher: Harry Harrison, Matt Fox und Vince Napoli.

 

ZIFF-DAVIS

EERIE ADVENTURES Nr. 1

WEIRD ADVENTURES Nr. 10

NIGHTMARE Nr. 1, 2

WEIRD THRILLERS Nr. 1 – 5

Bei den WEIRD THRILLERS kann man streiten. Nr. 1 ist mehr Science Fiction als Horror. Die Folgeausgaben gehen mehr in die Gruselrichtung, bleiben aber Hybridhefte.

Die Reihe AMAZING ADVENTURES (Nr. 1 – 6) ist meiner Meinung nach eindeutig der Science Fiction zuzuordnen.
Von den WEIRD ADVENTURES existiert seltsamerweise nur die Nummer 10 (warum, hab ich auch nicht rausbekommen). Nummer 1 bis 3 eines gleichnamigen Titels waren bei DS/ PL Publishing erschienen (siehe oben), irrerweise zeitgleich!

Der Verlag Ziff-Davis stellt zum Ende des Jahres 1953 seine Horrorproduktion ein (und ist einer der ersten, die die Finger von diesem brenzligen Geschäft lassen). Bis auf den Titel G.I. JOE werden alle Comics an den Konkurrenzverlag St. John verkauft.
Die WEIRD THRILLERS Nr. 2 + 3 werden deswegen bei St. John als NIGHTMARE Nr. 10 + 13 nachgedruckt (siehe dort).

Stammzeichner: George Tuska, Bob Powell, Frank Giacoia, Sy und Dan Barry.

 

Somit endet unsere Aufarbeitung des Pre-Code-Horrorkanons.
Wir wünschen frohes Studium.

Meine Bitte an Sie an den Geräten:
Legen Sie mal eine Gedenkminute ein – für all die armen Schweine, die in den 70er und 80er Jahren diesen Wildwuchs aus Verlagen, Titeln, Serien und Heftzählungen gesichtet und gelichtet haben.
Eine wahrlich herkulische Aufgabe.

 


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