Der Quality-Verlag, dank seiner Serien BLACKHAWK und PLASTIC MAN ein großer Player der 40er Jahre, steigt erst spät und zögerlich ins Horrorgeschäft ein. Nur 22 Hefte kommen heraus, für die sie immerhin ihren Starzeichner Jack Cole werkeln lassen (in den ersten 11 Ausgaben).
WEB OF EVIL
Heißt die einzige Gruselserie von Quality, ein angehängtes Einmalheft namens INTRIGUE beinhaltet nur noch Nachdrucke.
Besonderheit bei QUALITY HORROR ist, dass die Titelgeschichte mit einem Vollseiten-Splash prunkt. Sonst ist alles ganz normal. Zu normal, möchte ich sagen. Vier Geschichten pro Heft, keine Erzählerfiguren, wenig originelle Ideen.
WEB OF EVIL wirkt oft lieblos, wenn nicht gar ratlos arrangiert. Die Autoren hatten offensichtlich kein Faible für Horror, sondern bedienen sich aus dem Setzkasten des Genres. Sie variieren bereits bekannte Handlungsmuster: Flüche, Geister, Nacht im Spukhaus, Voodoo-Zombies, Teufelspakte, Gespensterpiraten, Schneemenschen und Monster aus Parallelwelten – alles kommt mal dran. Außer Vampiren und Werwölfen!
Direkt mies ist das Angebot nicht, aber es ist nicht „mit Liebe gemacht“ wie bei EC, oder mit Schmackes wie bei Harvey, oder mit spaßiger Anarchie wie bei Atlas, mit literarischem Anspruch wie bei Ace oder ACG, oder mit assoziativer Wildheit wie bei Ajax-Farrell und Superior, oder mit brachialem „shock value“ wie bei Charlton und Gilmor. QUALITY HORROR erfüllt Standards, kann jedoch nur in Ausnahmefällen Begeisterung entfachen.
Manche Geschichten warten zum Schluss mit einer logischen Erklärung des Grusels auf – und entwerten somit alles Vorangegangene als „Spuk“ im wahrsten Sinne. Dieses Erzählmuster habe ich den „ratio-twist“ getauft (ein Mittel, das DC HORROR fast durchgehend anwendet)!
Positiv hervorzuheben sind die Titelbilder, bei denen es sich ausschließlich um wortlose Szenen des Erschreckens handelt. Geister, Monster oder Skelette schockieren ahnungslose Mitmenschen und überraschte Passanten, hier eine kleine Auswahl:
Für den „art spotter“ ist es absolut frustrierend, Hefte des Quality-Verlags auf ihre Zeichner abzuklopfen. Die grafische Produktion des Hauses durchlief immer mehrere Hände. Abgesehen vom Ausstoß des Iger Studios finden sich nirgendwo soviele Einträge, die achselzuckend „mystery artwork“ bescheinigen. Comichistoriker des letzten Jahrhunderts haben da offenbar ein Versäumnis begangen… Andererseits sind auch die bekannten Künstler des Hauses früh verstorben.
Zum Beispiel Jack Cole (Selbstmord 1958), der als prägende Kraft bei QUALITY HORROR gelten darf. Cole allerdings war ein brillanter Funny-Zeichner, dessen Versuche im Horrorgenre manchen Panels teils unfreiwilig komische Züge verleihen. Nebenstehend zeigen wir einen wilden Splash dieses grafischen Genies.
Als Cole zur Halbzeit des Titels bei WEB OF EVIL aussteigt, ersetzt man ihn durch den soliden Vielzeichner Charles Nicholas und den Pfuscher Louis Ravielli (sechs Einsätze in den letzten Ausgaben). Das mag die Wertigkeit anzeigen, die der Verlag seinem Horrorheft zuschrieb.
Irrsinnig viele weitere Infos und eine Heft-für-Heft-Besprechung finden sich demnächst auf meiner englischen Vertiefungs-Webseite QUALITY HORROR (auch dort abgehandelt werden die Hefte der Verlage Avon und DC).